Gehirnwäsche im Rehabilitation Project Force (RPF) von Scientology

http://www.pewid.ch/SCI/kent1.html

Gehirnwäsche im Rehabilitation Project Force (RPF) von Scientology

Revised Version of a Presentation at the Society for the Scientific Study of Religion,

San Diego , California (7. November 1997).

Dr. Stephen Kent, Universität von Alberta, Kanada

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die “Gehirnwasch-Debatte” in den Sozialwissenschaften

RPF Berichte von Gerichten und in den Medien

Methodologische Hinweise

Ideelle Geschichte des RPF

Hubbards Handbuch der Gehirnwäsche und Psychopolitik

Hubbards Diskussion der Gehirnwäsche in den späten 60er Jahren

Organisatorische Vorläufer des RPF

Die Gründung des RPF

Die Gründung des RPFs im RPF

RPF Übereinstimmungen und Variationen

1. Gewaltsamer Freiheitsentzug

2. Berichte über körperliche Misshandlung

A. Übertriebene körperliche Übungen – Das Laufprogramm

B. Körperlich fordernde und ermüdende tägliche Arbeit

C. Dürftige Ernährung

D. Fragen der Hygiene und medizinischen Versorgung

E. Schlafbedingungen

3. Soziale Misshandlung

4. Intensive ideologische Indoktrination

5. Erzwungene Geständnisse

6. Erfolgsgeschichten

Der Eindruck auf einige Scientologen, die das RPF in Betrieb sahen

Schlussfolgerung: Gehirnwäsche wird von Scientology

praktiziert und ist ein Konzept der Soziologie

Bibliographie

Gehirnwäsche im Rehabilitation Project Force (RPF) von Scientology

Einleitung

Als eine von ihren inhaftierten Teilnehmern völlige Untergebenheit fordernde internationale Institution ist das Rehabilitation Project Force (RPF) von Scientology einmalig unter den gegenwärtigen im Westen tätigen ideologischen Organisationen. Während andere Organisationen (wie die Familie/Kinder Gottes) zeitweilig ähnliche Programme betrieben haben (siehe Kent und Hall, 1997), hat das RPF seit über 20 Jahren existiert. Im Januar 1974 gegründet ist das RPF ein Programm aus harter körperlicher Arbeit, erzwungener Geständnisse und intensivem ideologischem Studium. Scientology beharrt darauf, dass das Programm dafür bestimmt ist, die Probleme von Mitarbeitern zu verbessern um ihnen zu erlauben, in ihrer Eliteorganisation Sea Org zu bleiben und in ihr wirkungsvoll zu funktionieren. Kritiker bestehen darauf, dass die Absicht des RPF das Zerbrechen des Willens der Insassen auf eine Art und Weise ist, um die Fähigkeit der Leute möglichst klein zu machen, ausserhalb der ideologischen Zwänge der Organisation tätig zu sein. Sie vertreten auch die Ansicht, dass es Scientology mit Arbeitskräften versorgt, die nahezu keine Löhne bekommen. Auf jeden Fall haben Zeitungen seit mindestens 1984 über das Programm informiert, mit Berichten die in Amerika, Grossbritannien, Dänemark und Deutschland erschienen. Es existieren jedoch keine wissenschaftliche Berichte darüber, obschon seine Tätigkeit auf ein Thema hinweist, das viele Sozialwissenschafter für abgeschlossen erachten – der Umfang in welchem sogenannte neue Religionen auf ihre Mitglieder “Gehirnwäsche” Techniken anwenden.

Diese Studie vertritt die Ansicht, dass Gehirnwäsche – “die systematische, wissenschaftliche und unter Zwang erfolgende Ausschaltung der Individualität des Verstandes eines anderen” (Scheflin und Opton 1978: 40) – ein sozialwissenschaftlich angemessenes Konzept ist, die Durchsetzung von Programmen zur Reindoktrination unter einschränkenden Bedingungen, wie sie die Insassen des RPF und des noch schärferen RPFs im RPF erfahren, zu analysieren. Sie baut diese Beweisführung auf Primärdokumenten, die der Gründer von Scientology L. Ron Hubbard entweder schrieb oder verbreitete wie auch auf Rechtsdokumenten, Transkripten von Interviews und Medienberichten auf. Diese Dokumente und andere Informationen helfen Scientologys historische und organisatorische Zusammenhänge aus denen das RPF hervorging erkennen und sie gewähren ausreichend Einblicke in tatsächliche Geschehnisse im RPF an unterschiedlichen Orten während bestimmten Zeitabschnitten. Von speziellem Interesse für Gelehrte ist der Gebrauch von Publikationen von Scientology ab Mitte der 50er bis Ende der 60er Jahre durch die Studie, die ausdrücklich Techniken der “Gehirnwäsche” diskutieren. Nicht nur deshalb ist “Gehirnwäsche” ein angemessener sozialwissenschaftlicher Begriff der sich genau deckt mit den eigenen Erklärungen von Scientology über erzwungene Einstellungsänderung in einem einschränkenden Umfeld.

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Die “Gehirnwasch-Debatte” in den Sozialwissenschaften

Die “Gehirnwasch-Debatte” in den Sozialwissenschaften fand grösstenteils in den 80er und frühen 90er Jahren statt, als einige Berufsorganisationen, Professoren und Wissenschafter gegen das Akzeptieren von Argumenten durch amerikanische Gerichte reagierten, dass sogenannte neue Religionen Mitglieder zur Bekehrung “zwangen”. Viele der soziologischen Attacken richteten sich gegen die Psychologin Margret Singer Ph.D., die ein zwangbedingtes Überzeugungs/Gehirnwasch-Modell benutzte um den Gerichten zu erklären, wie sich die Klagenden den Gruppen anschlossen und wie sie sich in den Gruppen verhielten, die sie nun verklagten oder gegen die sie sich verteidigten.

Die sozialwissenschaftlichen Angriffe schlossen, dass der Begriff “Gehirnwäsche” nur Gültigkeit hatte, wenn die fragliche Gruppe Inhaftierung und körperliche Misshandlung gegen Mitglieder benutzten (siehe Anthony, 1990: 304) in Situationen unwissender Zustimmung (Young und Griffith, 1992: 93). Diese dreifachen Bedingungen waren nur minimale, da ein Programm zur Gehirnwäsche auch ein intensives Programm zur Indoktrination verbunden mit persönlichen Geständnissen von früheren “Sünden” umfassen sollte. Weil weder die Unterstützer noch die Ablehnenden des Begriffes konkrete Beweise vorbrachten, dass selbst diese minimalen Aktivitäten einheitlich in den Bekehrungsversuchen der meisten Gruppen auftraten, schlossen Soziologen und andere, dass “Gehirnwäsche” kein angemessener Begriff zur Beschreibung war, wie und warum sich Leute neuen oder kontroversen Religionen anschliessen.

Von diesen Bedingungen zum Gebrauch des Begriffs “Gehirnwäsche” war die wichtigste “extremer körperlicher Zwang” (Anthony und Robbins, 1992: 20, 25n.11). Falls eine solche Voraussetzung besteht, dann würde sie den Forschern und den Gerichten erlauben, “Gehirnwäsche” von andern Formen zwangausübender Überzeugung zu unterscheiden. Wie Robbins und Anthony daraus schlossen, “ohne körperliche Gewaltanwendung als Grenze gibt es keine natürlichen oder objektive Schnittstellen, ausser wenn zwangausübende Übrzeugung mächtig genüg ist um den freien Willen zu überwältigen” wie das Modell der “Gehirnwäsche” schliessen lässt (Anthony und Robbins, 1992: 21).

Ein entscheidender Aspekt in Strafverfahren bezüglich Gehirnwäsche war ein Versuch zu beschreiben, ob Gerichte Personen erlauben sollten das Konzept als Ausrede für abweichendes oder illegales Verhalten zu benutzen. Der Forscher Dick Anthony (oft mit seinem Partner Tom Robbins zusammenarbeitend) entwickelte viel für die Theorie in diesem Bereich und diente den Anwälten als beratender Experte, welche die Vereinigungs Kirche, Scientology, Internationale Gesellschaft für Krishna Bewusstsein (ISKON), Transzendentale Meditation und die Community Chapel gegen die Beschuldigungen der Gehirnwäsche durch verärgerte ehemalige Mitglieder verteidigten (Anthony und Robbins, 1992: 6n.1). Anthony und Robbins kamen zum Ergebnis, dass verschiedene Versuche, “Gehirnwäsche durch Kulte” zur Rechtfertigung der Aufhebung des (durch die amerikanische Verfassung gewährleisteten) Schutzes der Religionen zu benutzen bedingen, dass Gehirnwäsche eine Form von “schwerem Determinismus” ist, welche voraussetzt, dass die Leute in ideologischen Systemen, deren Lehren sie annehmen müssen, gefangen sind (Anthony und Robbins, 1992: 23). Erklärungen menschlichen Verhaltens, die schweren Determinismus voraussetzen, behaupten Anthony und Robbins, “haben keine allgemeine oder gar substantielle Akzeptanz in den betroffenen wissenschaftlichen Gruppierungen” (vermutlich Soziologie und Psychologie) und sie können “von der akademischen Welt nicht länger erstgenommen werden” (Anthony und Robbins, 1992: 25). Daher, so hoffen Anthony und Robbins, dass sich in künftigen Versuchen “die Ähnlichkeit der Theologie religiöser Gruppen gegenüber totalitären Ideologien” zu bewerten, die Forscher sich “eher auf den freien Markt der Ideen als auf die zunehmende Regelung religiöser Ideen durch Regierungen oder die Ergebnisse von Gerichtsverfahren …” konzentrieren werden (Anthony und Robbins, 1992: 26). Mit anderen Worten, diese angesehenen Sozialwissenschafter glauben, dass die Forschung darüber, ob religiöse Gruppen Gehirnwäsche ausüben ausgeschlossen hat, dass sie dies tun, zumindest nicht in einer schweren deterministischen Art und dass diese Folgerung jede Notwendigkeit der Diskussion über regierungsseitige oder rechtliche Eingriffe gegen Religionen aus dem nun widerlegten Grund, dass sie ihre Mitglieder der Gehirnwäsche unterziehen um diese zu Robotern zu machen die abnormale oder kriminelle Taten begehen, aufhebt.

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RPF Berichte vor Gerichten und in den Medien

Bemerkenswert hingegen, während einem grossen Teil dieser Debatte beschrieben die populäre Presse, einige Gerichtsdokumente und mindestens ein gerichtlicher Berufungsentscheid erzwungene Inhaftierung, Misshandlung und unwissende Zustimmung, die Sea Org Mitglieder im Programm und in Einrichtungen von Scientologys RPF erlebten. Diese Berichte handelten von einem eher zum Festhalten als zum Gewinnen von Mitgliedern benutzten Gehirnwaschprogramm, vielleicht vernachlässigten aus diesem Grund Sozialwissenschafter diese Berichte.

Die erste öffentliche Verlautbarung über das RPF schien am 25. Januar 1980 in einer eidesstattlichen Erklärung des ehemaligen Mitglieds Tonya Burden aus Las Vegas erschienen zu sein, die es als “ein ‘Konzentrationslager von Scientology’ beschreibt” (Burden, 1980: 8), aus dem sie entfloh nachdem sie etwa drei Monate in diesem Programm gewesen war (Burden, 1980: 9-10). Das ehemalige Mitglied Gerry Armstrong bestätigte die generelle Beschreibung der RPF Bedingungen von Burden in einer eidesstattlichen Erklärung vom Juni 1982, erklärend dass “er persönlich beobachtete wie die Leute [eingeschlossen Tonya Burden] auf den Böden des RPF schliefen, in Lagerräumen, im Heizraum und unter anderen unmenschlichen Bedingungen …” (Armstrong, 1982: 3).

Amstrong und zwei andere ehemalige Mitglieder, Laurel Sullivan und William Franks, äusserten sich harsch in einem Artikel in einer in Florida erscheinenden Zeitung, der Clearwater Sun. Franks nannte es “‘eine entsetzliche Sache’” (zitiert in Shelor, 1984: 1B) und Sullivan sprach davon, wie “‘rauh’” das Programm war, er hatte “trotz einem schweren Dickdarmkatarrh bei 50 °C [in der kalifornischen Wüste] zu arbeiten” (zitiert in Shelor, 1984: 2B). Im gleichen Jahr brachte das The Sunday Times Magazine in Grossbritannien Beschreibungen von drei weiteren ehemaligen Mitgliedern – Bent Corydon, Jay Hurwitz und David Mayo:

“Hurwitz sagte, dass er zusammen mit anderen für die ersten fünf Tage unter Bewachung eingesperrt wurde. ‘Unser Essen wurde uns gebracht und wir schliefen auf dem Boden. Wir mussten die gleiche Toilettenanlage benutzen, in Gegenwart von anderen’.”

(Barnes, 1984: 38)

Hurwitz war im Sommer 1982 im RPF bei Gilman Hots Springs in Kalifornien, zusammen mit achtzehn weiteren altgedienten Scientology Mitarbeitern (Barnes, 1984: 38-39). Ebenfalls 1984 stellte ein britisches Gericht in einem schriftlichen Urteil fest, dass zwei Jahre zuvor eine Frau im englischen Hauptquartier von Scientology in East Grinstead “genötigt wurde, mindestens 12 Stunden körperliche Arbeit pro Tag zu verrichten [Ziegelsteine transportieren, Mülleimer leeren usw.]” mit “sich verschlimmerndem chronischem Rückenzustand” (Royal Courts of Justice, 1984: 27). Die gleiche Geschichte erschien 1990 wiederum in der ausgezeichneten Studie, geschrieben vom Engländer Jon Atack (Atack, 1990: 341) und dann 1994 in einem Zeitungsartikel (Bracchi, 1994).

Zurück zu den Vereinigten Staaten, das ehemalige Mitglied Don Larson erzählte 1986 dem Forbes Magazin, dass:

“er allein während einer Periode von vierzehn Monaten beinahe 300 widerspenstige Scientologen in ‘Rehabilitation Project Forces’ an Scientology Zentren rund um die Welt brachte, bis zu seinem Austritt 1983 … In diesen sadistischen Freiheitsentzugs-Programmen wurden Mitarbeiter zu harter Arbeit gezwungen, Speisereste aus Eimern essend und auf dem Boden schlafend. Einige wurden nachweislich gegen ihren Willen festgehalten..”

(Behar, 1986: 318)

Im Jahr nach dem Forbes Artikel veröffentlichte der britische Biograph Russell Miller (1987) seinen Bericht über Hubbards Leben, der beinahe ein Dutzend Erwähnungen des RPF enthielt.

1989 wies ein Entscheid eines Appellationsgerichts in Kalifornien darauf hin, dass der ehemalige Scientologe Larry Wollersheim “andauernd während drei Wochen ‘geködert und bearbeitet’ wurde ins RPF einzutreten, der Richter erwähnte dies als “Beweis, dass Wollersheim ein wenig seines Auditings [religiöse Beratung] unter der Drohung körperlichen Zwangs akzeptierte” (California Court of Appeal, 1989: 9274). In einer 1990 publizierten Serie über die Organisation in der Los Angeles Times erschienen nochmals die Berichte von Franks, Sullivan und dem ehemaligen Sea Org Mitglied Hana Whitfield (Welkos and Sappell, 1990). Der Artikel zeigte auf, dass “das RPF die Kirche mit einem Vorrat an Arbeitkräften versorgt für den Gebäudeunterhalt, Unkraut jäten, Abfälle entsorgen, Toiletten reinigen, kurz alles zu tun was die Leiter der Kirche für notwendig erachten” (Welkos and Sappell, 1990: [25]). Im gleichen Jahr wie die Los Angeles Times Serie verbreitete Jon Atacks gründliche Studie über seine vorherige Gruppe bedeutsame RPF Informationen (Atack, 1990: 206, 341, 358, usw.; siehe auch Atack, ohne Datum: 9-10). Schliesslich erregte das RPF erst kürzlich Aufsehen in einer Studie über Scientology des ehemaligen Mitglieds Bent Corydon (1996) – der selbst ein RPF Insasse war. Zusammengefasst, diese Quellen aus Justiz und Medien weisen stark darauf hin, dass das RPF eine Institution zur Gehirnwäsche ist gemäss den Voraussetzungen, die Anthony (1990) und Young and Griffith (1992) anführen, aber kein Sozialwissenschafter befasste sich mit einer Untersuchung.

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Methodologische Hinweise

Ein Grund vielleicht, dass Sozialwissenschafter die Dynamik der Gehirnwäsche im RPF nicht untersuchten, ist weil ihr Studium einigen ungewöhnlichen methodologischen Hindernissen gegenüber steht, die erst bezwungen werden müssen um angemessene Informationen zu bekommen. Erstens hat Scientology mit ehemaligen RPF Opfern aussergerichtliche Vergleiche abgeschlossen, diese Vergleiche enthalten Vereinbarungen, sich nicht kritisch und öffentlich gegen die Organisation äussern. Ich weiss von mindestens fünf Leuten – zwei Amerikaner, zwei Kanadier und ein Neuseeländer – die solche Überkommen eingingen.

Zweitens hält Scientology die zentrale Serie der Dokumente geheim, welche die Tätigkeit des RPF definiert. Diese Dokumente gehören zur Flag Order 3434 Serie (mindestens sechsundfünfzig separate Ausgaben enthaltend) und nur eine kleine Zahl davon sickerten nach aussen zu den Forschern. Folglich bleibt es unmöglich, die Entwicklung des RPF Programms durch die aussagekräftigsten Dokumente der Organisation zu verfolgen, dies bedeutet, dass die Aussagen ehemaliger Mitglieder die beste Informationsquelle für Gelehrte bleibt.

Drittens sind ehemalige Mitglieder, die durch das RPF gingen, schwierig aufzufinden und einmal gefunden, sind sie oft widerwillig, mit dem Forscher zu sprechen. Die Schwierigkeit zum Finden ehemaliger RPF Insassen kommt zum Teil davon, dass es die Absicht des Programms ist, reuige (und einige würden sagen, emotional gebrochene) Sea Org Mitglieder in die Organisation zurück zu führen. Daher bleiben viele mögliche Informanten in der Scientology unter der Drohung, entweder exkommuniziert oder ins RPF selbst zurück geschickt zu werden, weil sie sich über ihre Zeit dort negativ äusserten. Ausserdem verbrachten sie als RPF Teilnehmer unzählige (in einigen Fällen hunderte) von Stunden damit, angebliche Sünden und Verbrechen zu gestehen und sie befürchten, dass die Organisation diese Geständnisse gegen sie verwenden würde falls sie bereit sind, darüber reden. Tatsächlich müssen RPFer, die ihr Programm abschliessen, bevor sie weggehen eine Erklärung schreiben oder unterzeichnen welche das RPF rühmt und seine Vorzüge preist. Aus all diesen Gründen versuchte ich nicht, aktive Scientologen die RPF Insassen gewesen waren zu befragen. Jede Kritik oder negative Stellungnahme, die Informanten über ihre Erfahrungen gemacht haben würden, hätten vermutlich schreckliche Konsequenzen für sie haben können.

Für diese Studie interviewte ich deshalb sechs Leute, die in verschiedenen Teilen der Welt im RPF gewesen waren, zusätzlich sammelte ich Gerichtsdokumente, eidesstattliche Aussagen und Korrespondenz von vierzehn weiteren Personen. Ausserdem befragte ich eine Person, die Augenzeuge des Betriebs im RPF gewesen war (aber nicht daran beteiligt war) und sammelte Berichte (durch persönliche Korrespondenz, anonyme Postings in Newsgroups und Rechtsdokumente) von acht zusätzlichen Personen, die ebenfalls behaupten, am Programm Beteiligte gesehen zu haben. Zusätzlich zu diesen Informationen durch und von diesen neunundzwanzig Personen sammelte ich primäte Dokumente und Publikationen von Scientology die das RPF diskutieren zusammen mit Berichten darüber in der allgemeinen Presse. Das Bild, das sich aus diesen Quellen ergibt, zeigt in (manchmal wichtigen) Einzelheiten Abweichungen, aber das Gesamtbild betreffen die Ausübung des Programms bleibt bemerkenswert beständig.

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Ideelle Geschichte des RPF

Fünf (sich oft überschneidende) Aktivitäten zur sozialer Kontrolle erscheinen allgemein in allen RPF Informationen, die aus nichtscientologischen Quellen verfügbar sind. Diese Aktivitäten sind:

1. gewaltsamer Freiheitsentzug,

2. körperliche Misshandlungen (durch harte Übungen, körperlich anstrengende tägliche Arbeit, mangelhafte Ernährung, beschränkte Zeit für Hygiene und unzureichende Schlafmöglichkeiten usw.),

3. soziale Misshandlung (durch Einschränkung der mündlichen und schriftlichen Kommunikation mit anderen, Erniedrigung, äusserst geringer Lohn usw.),

4. intensives Ideologiestudium,

5. erzwungene Geständnisse angeblicher “Sünden”.

Das Ziel dieser Aktivitäten ist Ausrichtung der RPF Insassen mit der Ideologie von Scientology, dirigiert durch ihre Führer. Diese Ausrichtung erfolgt, nachdem das Programm die Fähigkeit oder den Willen der Leute die Richtlinien oder die ihre Anwendung überwachenden Führer zu kritisieren beseitigt hat. Bemerkenswerterweise beschreibt eine Broschüre, die Hubbard höchstwahrscheinlich selber geschrieben hatte, psychopolitische Techniken zur Unterwerfung von Leuten und der Bevölkerung durch totalitäre Regeln und einige der Techniken lassen die RPF Richtlinien vorausahnen, die er nachträglich zur Anwendung gegen seine eigenes Elitekorps verwendete.

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Hubbards Handbuch der Gehirnwäsche und Psychopolitik

Diese Broschüre trug den Titel “Brain-Washing–A Synthesis of the Russian Textbook on Psychopolitics” und eine Fassung wurde “publiziert als öffentliche Dienstleistung durch die Scientology Kirche” (Hubbard?, 1955: Rückseite des Umschlags). In der Einleitung wird unterstellt, es sei eine Rede des bekannten Chefs der Sowjetischen Geimpolizei Lavrenti Beria, gehalten vor “amerikanischen Studenten an der Lenin Universität” über die Unterwanderung der Gesellschaft durch Durchsetzung von “Psychopolitik” gegenüber der Bevölkerung unter dem Vorwand “mentaler Heilung” (Hubbard [wahrscheinlicher Autor], 1955: 3). Der ganze Text erscheint als gefälscht (Kominsky, 1970) und alle Hinweise weisen direkt auf Hubbard als Autor. Jedenfalls schrieb Hubbard die “Gehirnwäsche” Broschüre für seine Anhänger (Hubbard, 1955a: 309-310; 1955b: 312-313; 1956: 328), behauptend “ausser wenn die grundlegende Philosophie des Gehirnwaschers verstanden wird”, werden Auditoren Schwierigkeiten beim Handhaben von Klienten haben, die diesen Techniken ausgesetzt waren (Hubbard, 1955a: 309). Wahrscheinlicher ist, dass er einerseits versuchte die Psychiatrie in Verruf zu bringen und andererseits seine Organisation bei der amerikanischen Regierung einschmeicheln wollte (durch die Behauptung, dass Dianetik und Scientology die Auswirkungen der Gehirnwäsche durch die Kommunisten rückgängig machen könne und deshalb ein mächtiges politisches Werkzeug sei). So kann mit Hubbards Leidenschaft zur Sicherung von Dianetik und Scientology als Waffe gegen den Kommunismus erklärt werden, warum er Mitte Dezember 1955 dem FBI von seiner Broschüre schrieb. Damit wäre auch erklärt, warum die Scientology Kirche eine gekürzte Fassung “als öffentliche Dienstleistung” publizierte (Rückseite des Umschlags, Hubbard [wahrscheinlicher Autor], 1955).

Vom Thema der Kontrolle und Unterwerfung der Leute und Nationen besessen, das Handbuch der “Gehirnwäsche” ist ein aussergewöhnliches Werk. Höchst wahrscheinlich wurden die Schlüsselideen, über die (anscheinend) Hubbard im Handbuch der Gehirnwäsche schrieb, nahezu 20 Jahre später zu Richtlinien und Verfahren im RPF. Die eigene Definition des Handbuchs von Psychopolitik beispielsweise wies darauf hin, dass sie die “Kunst und Wissenschaft des Erreichens und Aufrechterhaltens der Herrschaft über die Gedanken und Beziehungen von Einzelpersonen, Offizieren, Amtsstellen und der Volksmasse ist und zur Eroberung feindlicher Nationen durch ‘mentale Heilung’ führt” (Hubbard [wahrscheinlicher Autor], 1955: 6). Später präsentiert der Text eine Strategie für Subversive zur Verwendung für die Vernichtung der Opposition Einzelner gegen den Staat und diese Strategie fordert die Zerstörung jeder Form von Individualität, die Zweifel gegenüber der aufgezwungenen Ideologie hervorrufen könnte:

“die Grundlagen von rohem Individualismus, Selbstbestimmung, Eigenwille, Phantasie und persönliche Kreativität sind dem die Sache des führenden Staates ablehnenden Volk zueigen. Diese bösartigen und ungeordneten Mächte sind nichts anderes als Krankheiten, die zu Unzufriedenheit, Uneinigkeit und langfristig zum Zusammenbruch der Gruppe führen werden, welcher des Individuum angehört.”

(Hubbard [wahrscheinlicher Autor], 1955: 9)

Indem Hubbard Individualität als eine Bedrohung des “führenden Staates” identifiziert, war die Lösung einfach:

“Es ist die Aufgabe der Psychopolitik, erst die Disziplin und die Ziele der Gruppe anzuordnen und dann ihre Einhaltung aufrecht zu erhalten durch Auslöschung der Wirksamkeit der Personen oder Persönlichkeiten, welche die Gruppe zur Unzufriedenheit führen könnten … Psychopolitik ermöglicht es, diesen Teil einer Persönlichkeit zu entfernen, welcher sich auf den eigenen Charakters der Person wie auch den der Gruppe, der die Person angehört, verheerend auswirkt.”

(Hubbard [wahrscheinlicher Autor], 1955: 10)

Im Wesentlichen, der Staat hat seine eigenen Ziele als die einzig akzeptablen einzuführen, dann Aspekte der Persönlichkeit der Leute zu vernichten, die sie zu individualistischen Ansprüchen führen könnten, welche nicht mit diesen Zielen übereinstimmen würden. Dieser Entwurf totalitärer Konformität wurde im RPF in die Realität umgesetzt.

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Hubbards Diskussion der Gehirnwäsche in den späten 60er Jahren

In den den späten 60er Jahren diskutierte Hubbard das Gehirnwaschen mindestens vier Mal in verschiedenen Reden und Schriften und diese Diskussionen stimmten stets überein mit der grundlegenden Technik zur Vernichtung der Persönlichkeit und der Neuausrichtung der Ziele im “Brainwashing Manual” von 1955. Das Buch “Alles über radioaktive Strahlung” überbrückt die 60er und die 50er Jahre, da Hubbard seine Kommentare von einem “Congress on Nuclear Radiation and Health” im Jahr 1957 übernahm, diese im selben Jahr publizierte, dann das Buch 1967 erneut auflegte. Dieses Publikation schloss ein Kapitel ein mit dem Titel “Was Gehirnwäsche ist”:

“Gehirnwäsche ist ein äusserst einfacher Mechanismus. Man bringt eine Person zur Zustimmung, dass etwas ein sicherer Weg sein könnte und treibt sie dann indem man sie introvertiert und durch Selbstkritik zur Erkenntnis, dass es dieser Weg ist. Nur dann glaubt ein Mensch, dass die irrtümliche Tatsache eine Wahrheit war. Durch steigernde Stufen des Einhämmerns, Schlagens und Folterns sind die Gehirnwäscher in der Lage, die Leute zum Glauben zu bringen, dass diese Leute [die Opfer] Dinge sahen und machten, die sie nie begingen.”

(Hubbard, 1957: 84; ebenfalls zitiert in Hubbard, 1976b: 55)

Wie er 1955 darauf hingewiesen hatte, könnten Leute hirngewaschen werden (so glaubte er) indem man ihnen ein äusseres Ziel oder eine Tatsache vorgibt, sie dann (durch Stress) zum Zusammenbruch bringt bis sie daran glauben.

Zwei Jahre nach der Neuauflage von “Alles über radioaktive Strahlung” (am 20. Dezember 1969) diskutierte Hubbard erneut die Gehirnwäsche, fügte aber eine Verdrehung hinzu. Nun definierte er sie als die “Unterwerfung einer Person durch systematische Indoktrinierung oder mentalen Zwang mit der Absicht, sie zur Änderung ihrer Ansichten oder zum Gestehen eines Verbrechens zu bringen” (zitiert in Hubbard, 1976b: 55). Hubbard glaubte deshalb nicht nur, dass er wusste wie die Leute zum Ändern ihrer Vorstellungen von wesentlichen Themen zu zwingen sind, sondern er dachte auch, dass er (vermutlich falsche) Geständnisse von den Leuten erzwingen könne mit “Gehirnwäsche” durch harten Stress. Und wiederum trugen diese Einsichten in der RPF Umgebung ihre Früchte.

Zusätzliche Einblicke in Hubbards Kenntnis über Gehirnwäsche gewährt ein Artikel in der Zeitung “Freedom” vom März 1969. Zur Zeit der ersten Veröffentlichung des Artikels unter dem Titel “Gehirnwäsche” fehlte ein Hinweis auf den Autor und erst nach 1992 waren Forscher in der Lage zu verifizieren, dass er von Hubbard selbst stammte (siehe Church of Scientology International, 1992: 757). Der Artikel brachte ein längeres Zitat des konservativen politischen Schriftstellers Robert G. Ridgway (mit Hubbards Kommentar als Abschluss), ein Abschnitt von Ridgways Kommentar enthielt ein Kapitel mit dem Untertitel “Nervenzusammenbruch”. Es beschrieb zum Zusammenbruch von Personen bestimmte Techniken und den darauhin erfolgenden Wiederaufbau für die von aussen bestimmten Zielen der Gruppe:

“Der erste Teil der Technik zur Gehirnwäsche ist ein künstlich hervorgerufener Nervenzusammenbruch, welcher die Verbindung mit der früheren Erfahrungen der Person bricht und sie in ein Meer der Beinflussbarkeit wirft. Dies wird hervorgerufen durch Erschöpfung, Verwirrung, andauernde körperliche Schmerzen sowie Angst und Sorgen. Dies zerstört die Individualität und Identität des Menschen durch Bruch der eingeprägten Verhaltensmuster und unter Verwendung der nützlichen Bruchstücke, gefestigt durch Suggestion, wird eine gänzlich verschiedene Persönlichkeit aufgebaut. Das Gedächtnis ist diffus. Die Logik ist verwirrt und die Urteilsfähigkeit verzerrt beim Fehlen von Beziehung und Disziplin. Die Person hat die Kontrolle über ihren Verstand verloren – in diesem Zustand ist die Suggestion am wirkungsvollsten. Das Opfer ist dankbar, wieder Orientierung zu finden. Es schätzt jede Absicht oder ihm gewährte Führung. Es fühlt, das es zur Vernunft zurück geführt wurde, aber in Wirklichkeit wurde seine Seele gestohlen. Dies wurde amerikanischen Vätern in Korea angetan und ihren Söhnen in Vietnam.”

(Ridgway, zitiert in “Freedom” [Hubbard], März 1969: [4])

Ähnlich wie in Hubbards Schriften im vorhergehenden Jahrzehnt identifizierte sich dieser Artikel mit der Notwendigkeit der Zerstörung der Individualität (hier erreicht durch Hervorrufen von Nervenzusammenbrüchen) und dann der Ausrichtung der zerstörten Persönlichkeit an der offiziell vetretenen Absicht und Führung.

Hubbard (wir erlauben uns) hatte im “Brainwashing Manual” von 1955 ein dementsprechendes Argument über den Zusammenbruch von Leuten gebracht. Das Manual sagt aus:

“Es gibt eine Linie der Erniedrigung die zu einem Punkt hinunter führt, an dem die Ausdauer eines Individuums beinahe am Ende ist und jede unerwartete Handlung ihm gegenüber versetzt es in den Zustand des Schocks. In gleicher Weise kann ein als Gefangener gehaltener Soldat missbraucht, verleugnet, verleumdet und erniedrigt werden bis die leichteste Bewegung auf der Seite seiner Wächter ihn dazu bringen wird zu gehorchen oder seine Loyalitäten oder Religion zu ändern. Unter genügend Erniedrigung kann ein Gefangener dazu gebracht werden, seinen sich in derselben Zelle befindlichen Landsmann zu ermorden. Versuche mit deutschen Gefangenen haben kürzlich bewiesen, dass nach nur siebzig Tagen bei widerlicher Nahrung, wenig Schlaf und beinahe unhaltbaren Quartieren, dass [sic] die geringste Bewegung auf einen Gefangenen zu einen andauernden Schockzustand verursachen konnte und ihn dazu brachte, alles was zu ihm gesagt wurde hypnotisch auszuführen. So ist es möglich, alle eingesperrten Gefangenen, zu Tausenden, in einen Zustand des völlig unterwürfigen Gehorsams zu bringen, ohne die Mühe, jeden Einzelnen persönlich anzusprechen, ihre Loyalität zu verderben und in ihnen entsprechende Befehle zu implantieren um ihr künftiges Verhalten sicherzustellen, sogar wenn man sie zu ihren eigenen Leuten entlässt.”

(Hubbard [wahrscheinlicher Autor]: 1955: 41-42)

Nochmals, die angewendeten Techniken zur Änderung von Einstellungen durch harten Stress wurde im RPF verwirklicht, das Hubbard weniger als fünf Jahre nach dem Publizieren eines Artikels über Gehirnwäsche schuf, der Ridgeways Kommentare über Nervenzusammenbrüche enthielt.

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Organisatorische Vorläufer des RPF

Während der selben Periode, als Hubbard in den späten 60ern über Gehirnwäsche schrieb, baute er eine Anzahl formeller Strukturen innerhalb von Scientology auf, dazu bestimmt, erkannte Abweichler die ihrer Arbeit mangelhaft nachkamen zu bestrafen und Leute für wichtige, von Scientology benötigte Posten auszubilden. Seit den späten 60ern auf See (Atack, 1990: 176-177), reflektierte Hubbards Programm zur Bestrafung und Ausbildung den Bedarf und die Bedingungen des Lebens auf See. Am 4. Januar 1968 beispielsweise bildete Hubbard das, was er die “Mud Box Brigade” nannte, ein Strafauftrag für diejenigen Sea Org Mitglied, die Hubbard als “Parasit, der auf Posten faulenzt und sich vom Wind treiben lässt” (zitiert in Hubbard, 1976b: 341). Die unappetitliche Arbeit bestand darin, den Bereich zu reinigen, in den die Anker des Schiffes Schlamm schleppten (die “mud boxes”, Ankerkettenkasten), ebenso die “Treibstofftanks, Wasserversorgung, Bilgen usw.” (zitiert in Hubbard, 1976b: 341). Das waren schwierige, schmutzige und manchmal gefährliche Aufgaben, aber in einigen Jahren sollten sie von den Insassen des internen Bestrafungsprogramms des RPF übernommen werden, dem RPF im RPF.

Zu Beginn von 1969 hatte Hubbard stattdessen zwei Trainingsprojekte – das Deck Project Force (DPF) und das Pursers Project Force (PPF), die er aber am 25. März 1969 abschaffte (Hubbard, 1969). Scheinbar bildete das DPF Sea Org Mitglieder für verschiedene Schiffsdiensten und das PPF anscheinend in den Bereichen Finanzierung und Nachschub für das Schiff aus (siehe Hubbard, 1976b: 429). Ähnlich hatte Hubbard, einige Zeit vor anfangs April 1972, ein Stewards Project Force (SPF) genanntes Trainingsprogramm für Haushalt Dienstleistungen (Hubbard, 1972a; 1976b: 501). Ausserdem betrieb er ein Estates Project Force (EPF) genanntes Programm, welches (wie wir aus einem späteren Dokument rekonstruieren können) Arbeiten wie Malen oder Reinigen ausführte (Hubbard, 1977: 1). Bis zum Start des RPF erhielt das EPF auch Sea Org Mitglieder, um sie zu “aufzuarbeiten”. Diese Mitarbeiter brauchten ständige Beaufsichtigung, machten offensichtlich Probleme oder erfüllten ihre Arbeit ohne jede Begeisterung (litten unter “Robotismus” [Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 1]).

Offenbar führte Hubbard das DPF wieder ein, aber anfangs 1972 hatte es mehr als nur eine Trainingsfunktion. Zusätzlich zu neu Rekrutierten wurden dem DPF Sea Org Mitglieder zugewiesen, welche die Autorität in Frage stellten. In der eigenartigen Logik und Sprache von Scientology hatten diese Leute “interiorized”. Das heisst “die Person findet Gegenabsicht in der Umgebung, die sich mit ihrer eigenen deckt (das ist Vernünftigkeit) und ihre Aufmerksamkeit wird mehr auf ihre eigene Gegenabsicht gerichtet als auf ihr Objekt” (Hubbard, 1976b: 437, eine Flag Order vom 23.September 1969 zitierend [Hervorhebung im Original]). Einfach gesagt, diese Leute stellten Aspekte des Lebens in der Sea Org in Frage und und fanden Dinge in der realen Welt, die ihre inneren Zweifel bestärkten. Folglich bestand das DPF “um ihre Aufmerksamkeit zu wieder herzustellen und nach aussen zu wenden” indem sie zum Ausführen von Arbeitsaufgaben gebracht wurden (Hubbard, 1972a; see 1976b: 133). Nochmals klar gesagt, die Absicht des Programms war, eine Person dazu zu bringen nicht mehr in ihr Inneres zu schauen und wieder zu lernen, die durch die Organisation und deren Führer erteilten Befehle zu akzeptieren.

Mit diesem Ziel im Sinn auferlegte Hubbard den Leuten im DPF ein System von Belohnungen und Strafen, “Ethics” genannt, das dem System entsprach, gemäss dem gewöhnliche Sea Org Mitglieder funktionierten. Die DPF Ethics wurde von einer Person überwacht, die den Titel eines “Deck Project Force Master-At-Arms [DPF MAA]” hatte, er oder sie war dafür verantwortlich “Ethics für DPF Mitglieder zu verwirklichen durch entfernen der Gegenabsicht und von anderen Absichten aus dem Bereich und jedes DPA Mitglied dazu zu bringen, den Ausstoss an Produkten anzukurbeln mit einer zuverlässig aufwärtsweisenden Statistik” (Hubbard, 1976b: 133; eine Flag Order vom 20. Februar 1972 zitierend). Mit anderen Worten, der MMA hatte alle Meinungen zu entfernen, die nicht mit den Zielen von Scientology übereinstimmten, durch die Anwendung des “Ethics” Systems der Belohnung und Bestrafung. Verspätung, schlechte Arbeitsleistung, negative Einstellung usw. stellten “out-ethics” Handlungen dar, die es dem MMA erlaubten, dem Übeltäter einen niedrigeren Ethicsstatus zuzuweisen, welcher Strafen gemäss einer nach Schweregraden abgestuften Skala umfasste. Der Übeltäter hatte diese stundenlangen Strafen oder “Wiedergutmachungen” nach dem normalen acht bis zehnstündigen Arbeitstag aufzuarbeiten (siehe Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1973). Vermutlich sollte die Erfüllung dieser “Wiedergutmachungen” über die Konsequenzen belehren, keine ständige Zunahme ihres Arbeitsertrags vorzuzeigen, welche angeblich der persönlichen Absicht zuzuschreiben war, die angeblich nicht mit den Forderungen von Scientology harmonierte. In den DPF MAA Ethicsanweisungen können wir das Echo von Hubbards Einfällen über Gehirnwäsche hören, welche er erstmals 1955 diskutierte und bis in die späten 60er Jahre ausarbeite. Dieser Mitarbeiter hatte die Leute körperlich abzureiben beim Versuch, sie zum Verzicht auf ihre persönlichen Zweifel zu bringen mit dem Ziel, sie wieder völlig in die kollektiven Ziele der Organisation einzubinden.

Offensichtlich dauerte das DPF Regime der schweren Arbeit unter harten Bedingungen bis in die früher 80er Jahre, da der Bericht von Birgitta Dagnell über ihre Zeit im DPF in Dänemark bemerkenswerte Ähnlichkeiten zu RPF Berichten zeigt. Aufgrund ihrer eigenen Darstellung war sie unter den zweiundachtzig ehemaligen Guardian Office Mitgliedern, die 1982 durch die neue Führerschaft des Office of Special Affairs ins dänische DPF geschickt wurden. Die engen Bedingungen, die schlechte Nahrung, die quälenden Stunden, die Aufgaben, die “Reinigung der Toiletten, Korridore und Hotelzimmer oder auch Maler- und Bauarbeiten” umfassten (Dagnell, 1997: 3) waren gleich wie für RPF Insassen in anderen Teilen der Welt. Ebenso wie die “gang-bang sec checks” (welche ich später diskutiere) und die Forderung des “wir ‘erkannten’, dass wir wirklich so schlecht und böse waren” (Dagnell, 1997: 4), welche sie im Verlaufe von dem erfuhr, wovon sie dachte, dass es Auditing Sitzungen sein sollten.

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Die Gründung des RPF

Das RPF baute direkt auf der strafenden, einige mögen sagen “gehirnwaschenden” Rolle auf, die das DPF entwickelt hatte. Hubbards Beweggründe zum Aufbau des Programms im Januar 1974 umfasste persönliche Vergeltung. Als er Ende 1973 in Teneriffa auf den Kanarischen Inseln an Land ging um mit seinem Motorrad zu fahren, verursachte er einen Sturz und verletzte sich. Sich an Bord seines Flagschiffes erholend gab Hubbard ungenannten Mannschaftsmitgliedern die Schuld am Unfall, weil sie seiner Meinung nach seine Anweisungen nicht mit der nötigen Sorgfalt ausführten. Als Reaktion befahl er die Schaffung des RPF mit der Absicht, jeden der zu seinen Befehlen und Wünschen eine “‘Gegenabsicht’” hatte dort einzuliefern …, gemeinsam mit allen Problemmachern und Abtrünnigen” (Miller, 1987: 321; siehe Kent Interview mit Pignotti, 1997: 6; Kent Interview mit Ernesto, 1997: 2).

Die Forscher haben keine Kopien der ersten drei Flag Befehle, die das RPF begründeten, sie haben aber den vierten, der eine doppelt überarbeitete Version vom 30. Mai 1977 der Ausgabe vom 7. Januar 1974 ist. Irgend wann zwischen seiner Einführung und Ende Mai 1977 übernahm das RPF die zuvor durch das EPF und augenscheinlich das DPF ausgeübten Straffunktionen. Sea Org Mitglieder kamen ins RPF wenn sie dramatische Anzeigen (sogenannte “rock-slams”) hatten während sie am Geständnis- und Lügendetektorgerät von Scientology genannt E- Meter (das galvanische Hautreaktionen anzeigt) beraten oder “auditiert” wurden. Solche Sprünge der Anzeige oder der Nadel zeigen angeblich “eine verborgene schlechte Absicht gegenüber dem Gegenstand oder der Frage, die diskutiert oder auditiert wird” (Hubbard, 1975: 357). Andere wurden ins RPF eingewiesen wegen schlechter Resultat bei ihrer Arbeit oder an ihren Posten, schlechten persönlichen Anzeichen (anscheinend solche wie Depressionen, Grollen und Zweifel an Hubbard oder seinen Techniken) und offensichlichem Unnruhe stiften (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 1).

Ein wichtiges Detail des RPF Dokuments entwarf den Rahmen des gewaltsamen Freiheitentzugs, körperlicher und sozialer Misshandlung, intensiver Reindoktrinierung und erzwungener Geständnisse, die für die Funktion des Programms zentral waren (und sind). Bestimmte Abschnitte beispielsweise umrissen die Grundregeln über gewaltsamen Freiheitentzug. Die Insassen konnten die Anlage nicht verlassen und konnten nur von Sicherheitswachen begleitet zwischen Gebäuden umhergehen (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 10). Körperliche Misshandlung trat innerhalb der Grenzen der oft anforderungsreichen und gefährlichen Arbeit auf, die ihnen zugewiesen wurde. Bestimmte Insassen hatten elf Unterhaltsaufgaben auszuführen – Reinigung der Gebäude innen und aussen, Reinigung der Badezimmer, allgemeine Malerarbeiten, Innenrenovationen der Gebäude, Reinigung der Lagerräume, Korridore und Treppenhäuser, andere grossangelegte Projekte ausserhalb der Schlaf-, Küchen- und Essbereiche, Reinigung der Garagen, Reinigung der Aufzüge und Aufzugsschächte, Reinigung der Maschinen- und Heizräume, Bereitstellen der Einrichtungen für Anlässe und Abfallentsorgung. Ausserdem konnten sie Spezialaufgaben von bestimmtem Personal von Scientology bekommen (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 3). Sie sollten sieben Stunden schlafen können (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 4) und es war ihnen nur erlaubt einen Scientology Medical Officer (der kein Arzt sein musste) zu besuchen, wenn sie Fieber hatten oder eine Verletzung erlitten, die Medikamente oder Behandlung erforderten (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 6). Es war den Insassen erlaubt, normale Mahlzeiten einzunehmen solange dadurch keine Sea Org Mitglieder benachteiligt wurden, die keine RPFer waren (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 9). Ihre Benutzung von Badezimmern und Duschen war eingeschränkt (Boards of Directors of the Churches of Scientology. 1977: 11) und es war den Isassen “auf Kosten des RPF” erlaubt, “eine kleine Zahl von Luftventilatoren” in ihren Lern- und Schlafbereichen zu haben “falls dort keine andere Luftzirkulation leicht erreichbar ist” (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 11 [Hervorhebung im Original]). Wenn wir die Zuteilungen der Zeit zusammenzählen, die Insassen zur Verrichtung verschiedener Pflichten zur Verfügung stand, können wir daraus folgern, dass die Leute jeden Tag zu sieben Stunden Schlaf kommen sollten, während fünf Stunden Studium und Auditing, für jede Mahlzeit eine halbe Stunde hatten, dreissig Minuten täglich mit Hygiene verbrachten und während zehn Stunden körperliche Arbeit verrichteten.

Zu sozialen Misshandlungen führende Anweisungen waren zahlreich. Die Insassen mussten schwarze oder dunkelblaue Overalls tragen (eine Art schwerer Arbeitskleider [Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 1]). Sie waren von allen normalen sozialen Aktivitäten in der Anlage odet der Öffentlichkeit ausgeschlossen (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 2-3, 11) und sämtliche Probleme, die diese Einschränkungen bezüglich nichtscientologischer Verpflichtungen verursachten konnten, erforderten einen sofortigen Rapport an die Vorgesetzten (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 3). Wie eine Richtlinie prägnant festhielt, “ein Mitglied des RPF ist ein Mitglied des RPF und von sonst nichts anderem ausserhalb davon, bis zur Freilassung” (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 3). Der Lohn war, je nach Fortschrittphase des Insassen, ein Viertel oder die Hälfte der normalen Sea Org Rate, “ausser bei Zurüchhaltung oder Geldstrafe durch Rechtshandlung” (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 9; see 9 and 10). Die Schlafquartiere der Insassen von denen der anderen Sea Org Mitglieder abgegrenzt und sollten den Brandschutz-, Gesundheits- und Sicherheitsregeln entsprechen (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 10). Insassen konnten nicht mit regulären Sea Org Mitgliedern, allgemeinen Scientologen oder Vertretern der Öffentlichkeit sprechen, ausser auf Aufforderung um “Unhöflichkeit” zu vermeiden (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 10). Ehegatten konnten in einem erlaubten Bereich für eine Nacht in der Woche einen ehelichen Besuch von seinem oder ihrem Partner empfangen, vorausgesetzt dass der RPF Fortschritt der Person zufriedenstellend war (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 10). Zusätzlich konnten sich Ehegatten einmal täglich während Mahlzeiten oder Nachts mit ihren Partnern oder schulpflichtigen Kindern treffen, falls ihr Fortschritt zufriedenstellend war und sie vom Diskutieren ihrer RPF Situation Abstand nahmen. Zusätzliche Besuche mit Kindern im Vorschulalter konnten während Mahlzeiten vereinbart werden (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 10).

Im Programm war intensives Studium von Hubbards Ideologie eingebaut, mit täglich “5 Stunden Studium oder Auditing” für die Insassen (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1977: 4, see 6). Einige Beweise zeigen, dass Mitte der 70er RPF Insassen das Programm in einigen Monaten abschliessen konnten, spätere Berichte bezeugen jedoch, dass die Leute häufig über ein Jahr brauchten und in ihren Scientology Karrieren mehr als einmal RPF Verurteilungen verbüssten.

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Die Gründung des RPFs im RPF

Am 24. April 1974 wurde mit einem Flag Conditions Befehl das RPF im RPF gegründet. Dieses Programm erhielt die Leute, die im RPF waren aber keine genügenden Fortschritte zeigten oder über ihre Einweisung ins RPF spotteten. Wie Hubbard in seinem “management technology” Wörterbuch erklärte:

“die erste Einweisung ins RPF des RPFs wurde durchgeführt, weil die Person ihre Einweisung ins RPF amüsant fand, als eine Auszeichnung und darum nicht in der Lage war, die Notwendigkeit einer Wiedergutmachung oder der Massnahmen diese herbeizuführen zu erkennen. Bis zum Zeitpunkt an dem die Person diese Notwendigkeit erkannte und aus eigenem Antrieb darum bat, in die Wiedergutmachungsaktionen des RPF einbezogen zu werden, wurden die Einschränkungen [des RPFs im RPF] angewendet.”

(Hubbard, 1975: 451 [Hervorhebung im Original])

Die Leute im RPF des RPF waren bei ihren Arbeit, Essen, Schlafen, Appell und anderen Aktivitäten von den RPF Insassen abgesondert. Sie wurden nicht bezahlt, bekamen kein Auditing, kamen zu nicht mehr als sechs Stunden Schlaf und bekamen bei Verstössen die dreifachen Ethicsstrafen. Angesichts der Tatsache, dass das RPF im RPF seinen Anfang auf einem Schiff hatte, wurde den Insassen des Programms nur die Arbeit in den “Schmutzbereichen des E/R [Maschinenraum]” erlaubt. Ausserdem war ihnen nur mit der verantwortlichen Person des RPF eine Kommunikation erlaubt und sie konnten sich “dem RPF nicht voll anschliessen bevor allen RPF Mitgliedern angemessene Genugtuung geleistet wurden” (Hubbard, 1975: 451 [Hervorhebung im Original]).

Bemerkenswerterweise ist diese Zusammenfassung des RPFs im RPF in einem Wörterbuch von Scientology verfügbar, zu dem die allgemeinen Mitglieder leicht Zugang haben. Es überrascht jedoch nicht, dass diese gleiche Information in den jüngsten Verbreitungsversuchen von Scientology nicht erscheinen – auf ihren WWW Seiten. Durch die Church of Scientology International gesponsert, erwähnen sie das RPF im RPF gar nicht und beschreiben das RPF mit Begriffen, die es wie ein Programm zur Vertrauensbildung und persönlichen Wiederaufrichtung erscheinen lässt. Gemäss der Webseite ist das RPF “eine zweite Chance” für “Angehörige des Sea Org Personals, denen sonst die Entlassung wegen schwerwiegenden und/oder andauernden Verstössen gegen die Kirche droht” – eine Gelegenheit wegen “persönlichem ‘burn out’” “völlige Rehabilitation” zu erfahren (Church of Scientology International, 1996). Die “Teilnehmer” am Programm erhalten “täglich Studium und religiöse Beratung für die Bereiche in ihrem persönlichen Leben, die Schwierigkeiten verursachen”. Ausserdem “arbeiten sie als Team acht Stunden täglich an Aufgaben, welche die Einrichtungen der Kirche von der sie angestellt sind auszubauen und das Teamwork und die Koordination unter den Teilnehmern verbessern. Die Arbeit erlaubt dem Einzelnen, sein Selbstvertrauen wiederzugewinnen [sic] und den Stolz der Vollbringung”. Sea Org Mitglieder, die das Programm durchmachten, attestierten ihm angeblich “enorme persönliche Gewinne und drücken ihren Dank dafür aus, dass ihnen die Möglichkeit zur Wiedergutmachung gegeben statt der Entlassung” (Church of Scientology International, 1996). Diese Public Relations Schilderung des RPF steht in krassem Kontrast zu den Berichten, die viele ehemalige “Teilnehmer” abgeben nachdem sie nicht mehr länger unter dem unmittelbaren Einfluss der Richtlinien von Scientology stehen, die Personen bestrafen, welche die Organisation oder ihre Lehre kritisieren. Jeder von der Webseite in positivem Licht erwähnte Punkt – Studium, religiöse Beratung/Auditing, ‘acht Stunden’ Arbeitstag der Vertrauen und Stolz aufbaut, Anstellungsbedingungen und Lohn sowie der Ausdruck des Dankes der Absolventen – erfahren sehr abweichende Deutungen durch die ehemaligen Sea Org Mitglieder, die mir Informationen für meine RPF Studie zukommen liessen.

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RPF Übereinstimmungen und Variationen

Während die von ehemaligen Mitgliedern nacherzählten RPF Geschichten bemerkenswerte Übereinstimmungen über den Zeitraum und Abstand zeigen, treten in Hinsicht auf die Anlagen, Personal und die direkten organisatorischen Forderungen Abweichungen auf. Praktische alle Berichte veranschaulichen jedoch, wie das RPF versuchte seine Insassen körperlich durch eine Vielfalt von körperlichen Forderungen, Missbräuchen und Arbeitsverpflichtungen zu kontrollieren, während es gleichzeitig versuchte, ihren Verstand durch umfassendes Auditing, Kursarbeit, Geständnisse und Erfolgsgeschichten zu kontrollieren.

Die Zusammensetzung der eidesstattlichen Erklärungen, Interviews, Internetpostings und Korrespondenz, die ich gesammelt habe, umfasst: zwei RPF Berichte von der Apolle (das Schiff, auf dem Hubbard von 1967 bis 1975 lebte; sieben aus dem Fort Harrison Hotelgebäude in Clearwater Florida; einer aus La Quinta in Kalifornien; einer aus Indio in Kalifornien; vier aus Gilman Hot Springs in Kalifornien (das die Informanten manchmal auch “Hemet” nannten nach der nahegelegenen Stadt oder “Gold” gemäss dem Scientology Namen); zwei aus dem Lager in Happy Valley in der Nähe von Gilman Hot Springs und dem Sotoba Indianerreservat; zwei Aus dem Cedars Gebäudekomplex in Los Angeles; einen von einem ungenannten in der Nähe von Los Angeles angedockten Schiff; einen aus East Grinstead in Sussex (England) und einen aus einem Vorläufer des RPF in Kopenhagen Dänemark. Fünf Informanten durchliefen das RPF im RPF – einer auf der Apollo; zwei im Fort Harrison Komplex und zwei entweder in Gilman Hot Springs oder Happy Valley.

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1. Gewaltsamer Freiheitsentzug

Gewaltsamer Freiheitsentzug, eine der Vorbedingungen von Sozialwissenschaftern zur Verwendung des Begriffs Gehirnwäsche, werden ausdrücklich in neun RPF Berichten und zwei Berichten über das RPF im RPF erwähnt. Sieben Informanten boten die Geschichte ihrer (manchmal erfolgreichen) Fluchtversuche aus dem Programm und von den Wachen, die sie davon abhalten sollten. Diese Berichte stehen stark im Gegensatz zur Beharrlichkeit von Scientology, dass “Beteiligung” an einem RPF Programm freiwillig ist. Zum Beispiel begannen Ende 1978 die Erfahrungen von Dennis Erlich im RPF und dem RPF im RPF im Fort Harrison damit, dass zwei “Wachen” erschienen um ihn in das Programm zu begleiten. Er leistete ihnen keinen Widerstand, weil “es gewissermassen unausgesprochen war, dass falls sie kämpfen wollten, wäre der Dreck aus ihnen heraus getreten worden…” (Kent Interview mit Erlich, 1997: 9). Beinahe zur selben Zeit erschienen bei Patti auf der anderen Seite des Kontinents “zwei kräftige grosse Männer” und sagten, “‘sie kommen ins RPF…’” (Kent Interview mit Patti, 1997: 19). Das ehemalige Mitglied David Mayo berichtet eine dramatischere Story in seiner eidesstattlichen Aussage, darauf bestehend, dass “am 29. August 1982 David Miscavige mit anderen zusammen auf Befehl von L. Ron Hubbard handelten, mich entführten und anschliessend gefangen hielten und mich während sechs Monaten körperlich und psychisch misshandelten” (Mayo, 1994: 2-3).

Andere Leute sprachen davon, entweder selbst gewaltsam inhaftiert gewesen zu sein (zum Beispiel Whitfield, 1989: 6) oder gesehen zu haben, die es waren. Das ehemalige zum Kritiker gewordene Mitglied Dennis Erlich scherzte über seine Einweisung ins RPF und, in Übereinstimmung mit Hubbards Richtlinien, über seine Versenkung im RPF des RPF im Kellergeschoss des Fort Harrison. Dort unten während zehn Tagen bewacht, bestätigte Erlich, dass er die ersten ein oder zwei Tage “in einem Gitterkäfig eingeschlossen” verbrachte (Kent Interview mit Erlich, 1997: 8). Als Nefertiti (der angenommene Deckname eines ehemaligen Mitglieds) sich selbst etwa zehn Jahre später im selben Kellergeschoss im RPF des RPF befand, traf sie eine Frau (behauptet sie) die “etwa Dreissig, fieberhaft, ihr ganzer Körper war schweissgebadet und sie trug Ketten. Ihre Knöchel waren mit einer etwa 50 cm langen Kette verbunden, so dass sie sich nur mit kleinen schnellen Schritte fortbewegen konnte” (Nefertiti, 1997: 3). Tonya Burden beschwor, “unter Androhung von Strafen wegen Meineids” (Burden, 1980: 12), dass sie “persönlich eine wochenlang an die Rohre des Heizraums im Fort Harrison Gebäudes angekettete Person beobachtete” (Burden, 1980: 10). Ebenso beschwor Hana Withfield in einer eidesstattlichen Erklärung, während sie im RPF im Fort Harrison war, wurde Lyn Froyland ins RPF im RPF verbracht und “wurde dort unten [im Kellergeschoss] während Wochen an ein Rohr angekettet, ständig bewacht. Es wurden ihr Unterbrüche zur Einnahme des Essens und für die Toilette erlaubt, aber keine andere Gesundheitspflege” (Whitfield, 1994: 42).

Der umfassendste Bericht über Freiheitsentzug stammt vom ehemaligen Mitglied Andre Tabayoyon, der über die Basis in Gilman Hot Springs berichtete (auf der RPF Mitglieder arbeiteten), dass sie ein Sicherheitssystem habe das “einen Grenzzaun, rasiermesserscharfe Hindernisse, Beleuchtung des Grenzzauns, elektronische Überwachung, versteckte Mikrophone, Bodensensoren, Bewegungssensoren und versteckte Kameras, die auf dem gesamten Areal installiert waren – sogar ausserhalb der Basis” umfasste (Tabayoyon, 1994: 8). Tabayoyon sprach über die Arbeit am Sicherheitssystem der Basis im Jahre 1991, aber bereits im Januar 1983 fand das unfreiwillige RPF Opfer Julie Mayo ihre Freiheit in Gilman Hot Springs durch einen bewachten Zaun versperrt, Julie Mayo wartete eines Morgens bis die Wache das Tor öffnete um jemandem zu erlauben zum Frühstück über die Strasse zu gehen und sie schlüpfte unbemerkt hinaus auf die Strasse, bevor das Tor wieder schloss (J. Mayo, 1996: 8-9).

Andere Fluchtgeschichten zeigen auf, dass RPF Opfer im wesentlichen in Situationen festgenommen wurden, bei denen sie ihrer Gefangennahme nicht zustimmten (noch weniger darüber informiert zustimmten). Vicki Azanaran beispielsweise “floh mit zwei anderen Opfern aus Happy Valley ins Soboba Indianerreservat, wo sie durch wachen von Happy Valley mit Motorrädern verfolgt wurden. Vicki und die anderen wurden durch Bewohner des Reservats gerettet, die sie in einem Lieferwagen mitnahmen und mutig in ein Motel nach Hemet brachten” (Aznaran and Aznaran, 1988: 12). Das ehemalige Mitglied Pat entfloh indem sie verschiedene genau gepante Listen anwendete. Zuerst dachte sie sich eine Geschichte aus um die Wachen zu überzeugen ihr zu erlauben, das Telefon zu benutzen. Dann rief sie einen Freund an, der nicht Scientology war, und machte ihm detaillierte Angaben darüber, wo er in der nächsten Nacht warten sollte (Kent Interview with Pat, 1997b: 3). In der nächsten Nacht erdachte sie eine weitere Geschichte um nahe an die Strasse zu gelangen wo ihr Freund wartete. Sie bearbeitete die sie begleitende Wache um genügend Distanz von ihm zu gewinnen um ins Auto zu gelangen:

“schlug die Türe zu und sagte ‘Fahre!’. [Mein Freund] schlug auf die Türverriegelung und trat aufs Gas… Es war eine schreckliche Zeit und nun war ich in diesem Auto und wusste nicht, wohin ich gehen sollte, vierzig Cents in meinem Geldbeutel… Aber ich konnte nicht länger dort bleiben, ich konnte keine weitere Minute dort bleiben. Ich konnte keine weitere Sekunde der Erniedrigung ertragen.”

(Kent Interview mit Pat, 1997b: 4)

Als der Wagen davon donnerte, schrien Scientologen, die Zeugen ihrer Flucht wurden, ihr nach.

Es gibt noch weitere Fluchtberichte, alle zeigen auf, dass die Leute gegen ihren Willen im RPF Programm waren. Trotzdem liessen es einige Leute zu, sich ins Programm zurückreden zu lassen (oder in ein entsprechendes Programm) durch von Scientology ausgeschickte Rückführungsteams, die sie zurückbringen mussten. Wie Anne Rosenblum beispielsweise berichtete, entkam sie aus dem RPF im Fort Harrison in Clearwater indem sie durch ein Toilettenfenster schlüpfte und über eine Mauer sprang (Rosenblum, ohne Datum: 6). Sie floh ins Haus eines Freundes, der Scientologe war und offensichtlich die Organisation informierte und sie (zusammen mit vier Scientology Begleitwachen) überzeugte, zurückzukehren und durch die Standardverfahren von Scientology aus der Sea Org auszutreten. Sie kehrte in verwirrtem emotionalen Zustand ins Fort Harrison zurück und blieb unter Bewachung als sie eine Anzahl Anhörungen durch Scientology durchlaufen musste als Vorbereitung auf ihre Freilassung durch die Organisation. Es ergab sich, dass Hubbard in diesem Moment eine Generalamnestie für RPFer anbot und sie mit verschiedenen anderen akzeptierten das Angebot. Sie bezeugte, dass die Organisation sie Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen liess “betreffen ob wir irgend welche Daten von Scientology mit uns nahmen, was unsere Absicht war als wir weggingen usw.”. Scientologen durchsuchten ihr Gepäck nach irgend welchen Gegenständen die sie hätte mitnehmen können, dann musste sie eine eidesstattliche Erklärung unterzeichnen, die alle ihr unterstellten Verbrechen “in diesem Leben” auflistete, welche die Organisation aus ihren angeblich vertraulichen Auditingakten zusammenstellte (Rosenblum, ohne Datum: 7).

Robert Vaughn Young informierte mich, dass er:

“eines Nachts durch das Flussbett hinab entkam. Es war seit langem geplant. Er ging nach Hemet und sie [die Leute des Rückführungsteams von Scientology] fanden mich dort in einem Motel. Und so unterliegen sie der Macht der Organisation – und ohne das jemand Hand an mich legte wurde ich überzeugt, zurück ins RPF zu gehen.”

(Kent Interview mit Young, 1994: 22)

Auf einem zweiten Fluchtversuch war er nicht so erfolgreich – er wurde gefasst (Kent Interview mit Young, 1994: 22). Offenbar entfloh auch Hana Whitfield dem RPF (in Clearwater), aber auch sie trat wieder ein auf Druck von Scientologen, die sie fanden (Whitfield, 1989: 7).

Der gegenwärtige Scientology Gegner Lawrence (Larry) Wollersheim wurde 1974 auch beim Versuch aus dem auf einem Schiff tätigen RPF zu entkommen gefasst (vermutlich in der Gegend von Los Angeles). Ein Gerichtsurteil zu seinen Gunsten bestimmte:

“Schlussendlich empfand Wollersheim, dass das [RPF] Regime nicht mehr länger ertragen konnte. Er versuchte von Schiff zu entkommen weil er, wie er später bezeugte: ‘Ich war am Sterben und verlor meinen Verstand’. Aber sein Fluchversuch wurde entdeckt. Mehrere Scientology Mitglieder ergriffen Wollersheim und hielten ihn gefangen. Sie liessen ihn erst frei als er zustimmte, zu bleiben und mit dem Auditing und anderen ‘religiösen Praktiken’ weiterzumachen, die auf dem Schiff stattfanden.”

(California Court of Appeal, 1989: 9274).

Das Gericht benutzte dieses Beispiel als “Beweis”, dass Wollersheim “einiges von seinem Auditing unter der Drohung von körperlichem Zwang akzeptierte” (California Court of Appeal, 1989: 9274). Es wäre unklug aus diesen Berichten zu verallgemeinern, dass alle Insassen im RPF Programm unfreiwillig daran teilnahmen, bestimmt hatten aber einige von ihnen nicht zugestimmt oder gewählt, dort zu sein.

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2. Berichte über körperliche Misshandlung

Zweifellos war die körperliche Misshandlung, die viele Leute im RPF erfuhren, ein Faktor bei ihr Verlangen zu entfliehen. Ich zögere zu sagen, dass alle Leuten körperlichen Misshandlungen ausgesetzt waren, da ein Informant, der durch das RPF im Fort Harrison Hotel ging sagte, dass der Tagesablauf “nicht besonders lästig war” und er “zu genug Schlaf kam” (Kent Interview mit Ernesto, 1997: 16, 17). Andere Leute jedoch erfuhren in grossem Umfang körperlichen Missbrauch (bzw. das, was sie dafür hielten).

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A. Übertriebene körperliche Übungen – Das Laufprogramm

Erzwungenes Laufen war ein allgemeiner Aspekt im RPF, die Führer benutzten es jedoch auch als bestimmte Strafe. Gemäss einer Person die auf der Apollo war, erdachte Hubbard das “Laufprogramm” als Bestrafung für ein Mitglied, von dem er meinte “es benötige etwas Disziplin”. Er befahl dem Mitglied “fünfzig Runden rund um das Promenadedeck zu machen. Das Mitglied machte etwa zwanzig und erklärte, fünfzig gemacht zu haben. Ich erinnere mich genau und er kam damit davon” (Kent Interview with Ernesto, 1997: 5). Mit Beginn des RPF wurde das schnelle Laufen eine Standardbestrafung.

Der Ort der Laufstrafe änderte natürlich mit dem Ort des RPF Programms. Monica Pignotte, die auf der Apollo im RPF war, beschrieb die Laufstrafe besonders klar, die sie Anfangs 1975 erfahren hatte:

“Wir mussten das ganze Bad schruppen, einschliesslich alle Schotten (Wände) und Decken. Nachdem wir einen Bereich gereinigt hatten, wurde er einer Inspektion mit weissen Handschuhen unterzogen. Falls der Handschuh schmutzig wurde, musste die Person die diesen Bereich gereinigt hatte vom Bug bis zum Heck des Schiffes Runden laufen (jede etwa 300 m). Als einmal meine Vorgesetzte mit der Art nicht zufrieden war, mit der ich das Bad reinigte, befahl sie mir ‘eine Runde zu machen’. Ich protestierte weil ich dachte, dass sie unfair gewesen war und ihre Antwort war ‘keine Diskussion mit mir. Mache zwei Runden’. Ich erhob wieder Einspruch und sie sagte ‘Mache vier Runden’. Das ging so weiter bis zu etwa 10 Runden, die ich schliesslich zu machen hatte.”

(Pignotti, 1989: 23)

Die “technische” Sprache von Scientology anwendend, Pignotti wurde “rocks and shoals” – Strafen für Sea Org Mitglieder ausgesetzt (Hubbard, 1976b: 449).

Aus ihren Erfahrungen im RPF er Fort Harrison bezeugt Anne Rosenblum, dass die “rocks ans shoals” Strafen oft “sit-ups” und “push-ups” zusätzlich zum Rundenlaufen “die Garagenrampe rauf und runter” einschlossen (Rosenblum, ohne Datum: 2). Dennis Erlich berichtet auch, dass er “das Parkgebäude rauf und runter rennen musste…” (Kent Interview mit Erlich, 1997: 16). Im Cedars Gebäudekomplex in Los Angeles umfasste “rocks and shoals” das “rennen in den Treppenhäusern” oder “Runden um den gesamten Komplex” zu machen (Kent Interview mit Pat, 1997: 27). Die schwersten Laufstrafen fanden offenbar entweder im RPF in Gilman Hot Springs oder Happy Valley statt, wo frühere hochrangige Sea Org Mitglieder zwölf Stunden am Tag entweder um einen Baum oder einen Pfahl laufen mussten. Julie Mayo bezeugte, dass sie “für 12 Stunden am Tag auf ein Laufprogramm gesetzt wurde, 7 Tage in der Woche und rund um einen Baum laufen musste bei jeder extremen Bedingung in der Wüste” (J. Mayo, 1996: 7). Ihr Ehemann David berichtete, dass er “gezwungen wurde, 12 Stunden am Tag, 7 Tagen in der Woche während 3 Monaten in der Wüste rund um einen Baum zu laufen bei Temperaturen von bis zu 45°C…” (D. Mayo, 1994: 3). Vicki Aznaran gab eine ähnliche Erklärung ab, dass sie “von 7 Uhr morgens bis 21.30 Uhr abends rund um einen orangfarbenen Telefonpfosten laufen musste, mit 10minütigen Pausen für Mittag- und Abendessen” (Aznaran and Aznaran, 1988: 9).

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B. Körperlich fordernde und ermüdende tägliche Arbeit

Arbeiten war ein zentraler Aspekt von RPF Programmen, gewöhnlich Unterhalts- und Renovationsarbeiten umfassend. Auf der Apollo führten die RPF Insassen eine Anzahl von Reinigungsarbeiten aus – Abkratzen und Malen, die Decks schruppen usw. (Kent Interview mit Dale, 1997: 6). Als Monica Pignotti im RPF des RPF war musste sie “hinuntersteigen und die Bilgen vom Dreck reinigen. Das war meine Arbeit den ganzen Tag… und ich musste sie von allem Schlamm freimachen und dann malen – sie anstreichen… Ich war fünf Tage lang damit beschäftigt…” (Kent Interview mit Pignotti, 1997: 26).

Obwohl ein Bericht aus dem RPF in East Grenstead vom “Ablösen der Kruste von Kochherdteilen oder anstreichen von Steinen” sprach (Forde, ohne Datum: 3) waren solche Betätigungen wie Müllentsorgung (Royal Courts of Justice, 1984: 27), Reinigung von Baderäumen (Pignotti, 1989: 23; Rosenblum, ohne Datum: 1), Korridoren (Rosenblum, ohne Datum: 1) und Treppenhäusern (Nefertiti, 1997: 10) weitaus üblicher. Vicki Aznaran berichtete vom Ausheben von Gräben (Aznaran and Aznaran, 1988: 11) und Pignotti gehörte dem RPF Team an, von dem Fotoaufnahmen für die Ausgabe von ‘What is Scientology?’ von 1978 gemacht wurden (Church of Scientology of California, 1978). Gerry Armstrong stellte Kurspakete zusammen (Superior Court of the State of California, 1984: 1462), aber er führte auch eine andere übliche RPF Aufgabe aus – Gebäuderenovation.

Im Zeitraum April 1979 arbeitet Armstrong mit einem Team, das ein Haus renovierte, das zum Wohnsitz von L. Ron Hubbard werden sollte (Superior Court of the State of California, 1984: 1475). Andre Tabayoyon (1994: 24 [section # 116-117, 120-122]) sprach von “Slavenarbeit” (wie er es nannte) zum Bauen und Renovieren zahlreicher Wohnungen und Gebäuden, die von den Führern von Scientology und ihren Filmstar Freunden benutzt wurden. Der dramastischste Renovationsbericht kam von Pat, deren RPF Team (wie sie bezeugt) in den 70ern mit grösseren Gebäuderenovationen in Südkalifornien beschäftigt war:

“der ausgeübte Druck stieg mit jedem Tag der Renovationen. Mit jedem Tag stieg der Druck, die Renovationen abzuschliessen… bis es zu dem Punkt kam, an dem wir – und ich schwöre vor Gott, dass dies wahr ist – dreissig Stunden ununterbrochen arbeiteten bei anschliessend drei Stunden Ruhepause. Wir arbeiteten in Schichten von dreissig Stunden.

Wir sollten so viele Stunden arbeiten, Steve, dass ich, ich erinnere mich, dass ich an Leute vorbeigehen wollte und ich – wir waren in einem dunkeln Raum mit dem Befestigen von Gipsplatten mit Schraubpistolen beschäftigt, in einem völlig dunklen Raum und ich wollte vorbeigehen aber ich stoppte, weil ich sah, wie dieses Ding Funken sprühte und ich ging hin ‘Hey, was passiert da?’ und die Person sah mich nur an mit diesem belämmerten Blick und sagte ‘Oh, ich, ich weiss nicht. Ich schaue nur den Funken zu’. Was ich meine, wir waren so müde dass unsere Wahrnehmung gestört war. Ich erinnere mich wie ich versuchte, einen Satz zu bilden, aber dazu nicht in der Lage war. Du weisst, du sagst – obwohl du weisst, dass du zu sagen hast ‘Ich brauche diesen Schraubenzieher’, aber du sagst ‘Ich brauche diesen Zaun für das Sandwich das nicht dunkelrot ist’. … Ich war überhaupt nicht fähig, zusammenhängend zu sein.”

(Kent Interview mit Pat, 1997: 25, 26)

Die dreissigstündigen Schichten von Pat waren ungewöhnlich – Robert Vaughn Young sprach von zwölfstündigen Arbeitstagen (1994: 24 [section # 116-117, 120-122]) – aber Monica Pignotti berichtete, dass sie einmal “sechsunddreissig Stunden ohne Schlaf durcharbeiten musste” weil Hubbard befohlen hatte, dass das ganze Schiff gereinigt werden müsse (Kent Interview with Pignotti, 1997: 14).

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C. Dürftige Ernährung

Die harte Arbeitslast hätte eine kalorienreiche Ernährung gerechtfertigt, aber verschiedene der ehemaligen RPF Insassen beklagten sich über die Qualität der Nahrung. Trotz einem 18stündigen Arbeitstag bestanden die Mahlzeiten von Tonya Burden oft “nur aus ‘Reis und Bohnen’ und Wasser” (Burden, 1980: 10). Offenbar ass Nefertiti etwas, was sie als “Suppen oder Schweinefrass” bezeichnete, nur gelegentlich mit Milch aromatisiert (Nefertiti, 1997: 9). Pat beklagte sich, dass “uns wirklich furchbares Essen verfüttert wurde”, welches sie für “sehr anstaltsmässig, äusserst dürftig zubereitet” erklärte und aus “Resten und allem, was übrig blieb” bestand (Kent Interview mit Patti, 1997a: 24). Pignotte stimmte dem allgemeinen Refrain zu, dass ihre RPF Truppe die Resten assen, die nach dem Essen der Mitarbeiter übrigblieben, aber die Speiseresten die sie assen kamen aus der Küche und auf den Tellern der Leute wurden keine Hinweise mehr gefunden (Kent Interview mit Pignotti, 1997: 14; siehe Kent Interview mit Dale, 1997: 6). Die dürftige Ernährung könnte bei Larry Wollersheim die Ursache für den Gewichtsverlust von 7 kg gewesen sein während seinen sechs Wochen im RPF an Bord eines Schiffs (California Court of Appeal, 1989: 9269).

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D. Fragen der Hygiene und medizinischen Versorgung

Aufgerieben durch einen harten Arbeitsplan und vielleicht darüber hinaus geschwächt durch knappe Ernährung, die RPF Mitglieder waren besonders anfällig für Krankheiten. Auf der Apollo hatten die RPF Mitglieder offenbar Mühe, ihre Kleider trocken zu halten (Kent Interview mit Dale, 1997:6). An Land hatten möglicherweise viele RPF Opfer ein ähnliches Problem, aber nun war die Feuchtigkeit das Resultat des Schwitzens durch das Tragen von Arbeitskleidung bei heissen Wetterbedingungen. Hana Withfield beispielsweise beklagte sich darüber, im heissen Klima von Florida schwere Overalls tragen zu müssen (Whitfield, 1989: 5-6). Trotz der offensichtlichen Notwendigkeit für Bäder und Duschen erklärte Withfield, dass “ihnen nicht erlaubt war, länger als 30 Sekunden zu duschen” (Whitfield, 1989: 6). Im RPF sah Nefertiti aus erster Hand ein Problem, zu dem übermässiges Schwitzen bei Frauen führen kann und erzählt eine betreffende Story aus ihrer Erfahrung des gewaltsamen Freiheitenzugs:

“Wir litten alle unter starkem Schwitzen. Ich erinnere mich an diese junge Frau, die unter einer scheren Infektion litt, die sich unter ihrer Brust entwickelte. Doch statt zu heilen breitete sich die Wunde so stark aus, dass eitrige Blasen bis zu ihrem Nabel reichten.”

(Nefertiti, 1997: 9)

Nefertiti war nicht das einzige ehemalige Mitglied das berichtet, im RPF eine Frau mit schweren Hautproblemen gesehen zu haben – das ehemalige Mitglied Lori Taverna erzählte den Beamten der Stadt Clearwater in Florida, dass sie “einige Leute sah, die sehr krank aussahen, einschliesslich jemand, dessen ganzer Körper voll von Wunden war, offene Wunden (City of Clearwater Commission Hearings, 1982: 2-151). Ein weiteres hygienisches und medizinisches Problem dem Frauen gegenüberstanden war “nicht genügend Geld zu haben um eine Schachtel Tampax [Tampons] zu kaufen” (Nefertiti, 1997: 11).

Die Leute hatten in vielfältigen Bereichen gesundheitliche Probleme. Dvid Mayo beispielsweise behauptete, dass ihm im RPF “medizinische und zahnärztliche Behandlung verweigert wurde” und er “nach der Flucht aus der Gefangenschaft sechs Zähne verlor und Tausende von Dollars erforderlich waren um den Rest meiner Zähne zu retten” (Mayo, 1994: 3). Tabayoyon erinnerte sich an äusserst bedenkliche Arbeit an “gefährlichen Maschinen” während er im RPF des RPFs war und wie er einen verzweifelten Mitarbeiter sah, der “seinen Finger in die Maschine steckte und ihm dieser abgeschnitten wurde” (Tabayoyon, 1994: 10).

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E. Schlafbedingungen

Neben diesen wirklichen und direkt mit der Hygiene und medizinischen Versorgung verbundenen Themen sprachen viele Leute über Belange, die mit dem Schlafen zusammenhingen. Sie beklagten sich (im Rückblick) über ihre Schlafbedingungen – den Zustand der Matratzen, die Lüftung im Raum, enge Verhältnisse und ungeeignete Schlafbereiche. Die Leute sprachen vom erbärmlichen Zustand der Matratzen auf denen sie an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeitperioden zu schlafen hatten. In Erinnerung an die Umstände zum Schlafen auf der Apollo erzählte Dale, dass “uns Matratzen gegeben wurden, aber diese Matratzen waren alt und schmutzig, die… weggeworfen werden sollten… Viele von ihnen stanken…” (Kent Interview mit Dale, 1997: 6). Beim Denken an die harte Schichtarbeit erinnerte sich Pat “wenn unsere dreissig Stunden vorüber waren mussten wir schlafen. Wir hatten auf das Dach eines der Gebäude zu gehen, wo es kalt war und diese feuchten, ekelhaften Matratzen lagen, auf die wir uns gleich fallen liessen und schliefen” (Kent Interview with Pat, 1997a: 26).

Die Matratzen lagen oft entweder auf der Erde oder dem Fussboden. Als beispielsweise Robert Vaughn Young auf dem Grundstück von Gilman Hot Springs in einem angepassten Hühnerstall in Isolation war, bezeugte er, dass “dort einige alte Matratzen auf dem Boden geschmissen wurden. Du weisst ja, du denkst an einen Stossdämpfer…” (Kent Interview mit Young, 1994: 20; siehe A. Tabayoyon, 1994: 9 [Paragraph 35]). Adelle Hartwell war zur selben Zeit in einer der Indio Einrichtungen als ihre Tochter dort im RPF war. Ein (vermutlich) Verantwortlicher des RPF brachte die Matratzen der Leute nach aussen und etwa gleichzeitig wurde die Tochter krank. “In der Tageshitze konnte ich sie sehen, wie sie ihre Matratze von einem schattigen Fleck zum andern brachte und so versuchte der brennenden Sonne und der Hitze von 45°C auszuweichen. Ich sah nie zuvor, dass man Krankheit so behandelte” (Hartwell, ohne Datum: 3). Wie bei der kranken Tochter, Vicki Aznaran könnte gemeint haben, dass ihre Matratze nicht auf einem Bettgestell lag als sie festhielt, dass sie und andere dazu gebracht wurden, “auf dem Boden zu schlafen” (Aznaran and Aznaran, 1988: 11). Gewisse Berichte aus dem RPF im Fort Harrison weisen darauf hin, dass die Leute auf am Boden ausgelegten Matratzen schliefen, gewöhnlich in engen, schlecht belüfteten Räumen (Armstrong, 1982: 3; Nefertiti, 1997: 12; Rosenblum, ohne Datum: 3; Whitfield, 1989: 5). Als Monica Pignotti das erste Mal im RPF auf der Apollo war, war die Lüftung so schlecht, dass “wir draussen auf den Decks auf Tüchern schleifen, weil es dort unten [im RPF] so erstickend war und wirklich entsetzliche Bedingungen herrschten…” (Kent Interview mit Pignotti, 1997: 18).

Selbst wenn RPF Mitglieder Betten oder Kojen hatten, verblieben bedeutsame Probleme. Als er in einem RPF Programm auf einem Schiff war, “wurden Wollersheim und die andern gezwungen, im Laderaum des Schiffs zu schlafen. Insgesamt dreissig Leute wurden im Laderaum neun Kojen hoch aufgestapelt ohne richtige Ventilation” (California Court of Appeal, 1989: 9274). Im Fort Harrison schliefen Dennis Erlich und andere RPF Insassen in Etagenbetten draussen im dem dritten Stock des Parkgebäudes, das ans Hotel angrenzt und so inhalierten sie erschöpft die Abgase von Autos (Kent Interview mit Erlich, 1997: 3). Scheinbar waren die Schlafgelegenheiten der Frauen in der Nähe, weil Anne Rosenblum schrieb, dass:

“Im Dezember 1978 wurden wir in einen Lagerbereich in der Garage gebracht. Es war ein teils aus Holz, teils aus Zement an eine Wand der Garage gebauter Verschlag. Er wurde als Lagerbereich gebaut, weil jedoch das RPF so gross wurde, wurde er zum Schlafbereich der RPF Mädchen gemacht. Es wurden hölzerne Etagenbetten gebaut, die etwa die Hälfte oder ein Drittel der Ausmasse eines regulären Doppelbetts hatten. Die Betten waren drei oder vier Kojen hoch und waren Seite an Seite aufgestellt. Unsere Matratzen waren für die Etagenbetten passend zugeschnitten Schaumstoffstücke. Ins Bett zu kommen war wie in ein Loch zu kriechen. Du konntest wegen der Koje über dir auch nicht aufrecht sitzen und es war schwierig, sich umzudrehen, weil sie nicht breit genug waren. Das schlimmste Problem war, da wir in der Garage waren, inhalierten wir all die Abgase wenn Autos vorbeifuhren, zusätzlich zum Lärm der Autos von Kursbesuchern und Mitarbeitern, die hinein und heraus fuhren.”

(Rosenblum, n. d.: 3)

Bemerkenswert ist, dass weder Gesundheits-, Bau- oder Sicherheitsinspektoren diese unzureichenden Schlafquartiere im Fort Harrison je entdeckten, doch Hana Whitefield erklärte, dass “alle RPFer darin geübt und erfahren waren, ihre normalen RPF Schlafbereiche in das zu verwandeln, was wie ein regulärer Ausrüstungslagerraum aussah, und zwar in sehr kurzer Zeit” (Whitfield, 1989: 6).

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3. Soziale Misshandlung

Die Grenze zwischen körperlicher und sozialer Misshandlung war nicht immer klar ersichtlich, doch bestimmte Aktivitäten betrafen solche Vorkommnisse wie Erniedrigung, Einschränkungen der mündlichen und schriftlichem Kommunikation und äusserst niedrige Entlohnung erscheinen charakteristisch genug um erwähnt zu werden. Es gab vielerlei Erniedrigungen im RPF. Dazu gehörte, dass Overalls oder Überkleider getragen werden mussten (Kent Interview mit Pat, 1997: 22; Kent Interview mit Young, 1994: 18; Superior Court of the State of California, 1984: 1432; Whitfield, 1989: 5), dass jedermann mit “Sir” engeredet werden musste (Rosenblum, ohne Datum: 2; Whitfield, 1989: 5) und dass den RPFern untersagt war zu gehen, sie durften nur laufen (Rosenblum, ohne Datum: 1).

Viele Leute erklärten, dass ihre Möglichkeit zur Kommunikation mit anderen stark eingeschränkt war, obwohl sie sich mit leicht unterschiedlicher Gewichtung über die Einschränkungen ausdrückten. Dale schien die grundsätzliche Einschränkung erfasst zu haben als er mir berichtete, dass “du nicht mit jedem der nicht im RPF war sprechen konntest bevor du angesprochen wurdest…” (Kent Interview mit Dale, 1997: 5; siehe Kent Interview mit Pat, 1997a: 23). Der Engländer Peter Ford bestätigte, dass es im RPF “überhaupt erlaubt war nur mit einer einzigen Person zu sprechen (dem MAA; Master-at- Arms)”, der das Programm direkt überwachte (Ford, n. d.: 3; see Pignotti, 1989: 24). Julie Mayo bestand darauf, dass es ihr “nicht erlaubt war der übrigen Belegschaft zu sprechen oder auch nur ein Telefonanruf zu machen” (J. Mayo, 1996: 8).

Diese Einschränkungen der Kommunikation umfassten auch die Post und Telefonanrufe. Die Berichte von Gerry Armstrong über Überwachung und Zensur der Kommunikation im RPF wurden durch Robert Vaughn Young bestärkt, der im Internet schrieb wie er während seiner Inhaftierung im RPF Programm Verhören unterworfen wurde über den Inhalt von mit seiner Frau ausgetauschten Briefen (Armstrong in Young, 1997: 1-2; siehe S. Young, 1994: 29). In einer Erklärung beschwor David Mayo, dass “es ihm nicht erlaubt war, Telefonanrufe zu machen oder entgegenzunehmen und alle Briefe die ich schrieb wurden von den Scientology Sicherheitswachen gelesen” (Mayo 1994: 3). Nefertiti erzählt auf dramatische Art wie sie im RPF des RPFs eine Frau antraf, die dort war weil “sie einen Brief an ihren Ehemann gesandt hatte – ein Mitglied des Kults – der einige Details über das RPF enthüllte. Man ist geneigt, von einem Gulag zu sprechen. Sie hatte gegen das Schweigegebot des RPF verstossen” (Nefertiti, 1997: 4).

Die Einschränkungen der Kommunikation umfassten auch die Medien. Im RPF war den Leuten nicht erlaubt Radio zu hören, fernzusehen oder Magazine und Zeitungen zu lesen (Kent Interview mit Pat, 1997: 23; Rosenblum, ohne Datum: 2).

Zu all diesen Entbehrungen, die RPF Mitglieder erlitten, bekamen sie auch noch nahezu keinen Lohn. Für seine Zeit im RPF 1977 bezeugte beispielsweise Armstrong, dass er etwa 4.30 Dollars pro Woche für hundert und mehr Arbeitsstunden bekam (Superior Court of the State of California, 1984: 1463). Ebenfalls “im RPF”, enthüllte Robert Vaughn Young, “wurde mir während vierzehn Monaten fünf Dollars die Woche bezahlt” (Kent Interview mit Young, 1994: 24), den gleichen Betrag erhielt auch Pignotti (Kent Interview mit Pignotti, 1997: 17). Anne Rosenblum erhielt nur 4 Dollars pro Woche (Rosenblum, n. d.: 3).

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4. Intensive ideologische Indoktrination

Falls weder Strafen noch drückende Arbeitslast die Zeit für das Studium beeinträchtigten verbrachten RPF Insassen bis fünf Stunden täglich mit dem Studieren der Lehre von Scientology und nahmen an zahlreichen Sitzungen für Auditing oder zur Sicherheitskontrolle teil. Jeder Person war ein Co-Auditor zugewiesen und man musste ebenso den RPF Auditingkurs abschliessen wie auch seinen Partner damit erfolgreich auditieren (Rosenblum, ohne Datum: 2). Es erscheint wahrscheinlich, dass das Ziel dieses intensiven Studiums war, der Person gleichzeitig Hubbards Lehren einzuflössen während ein weiterer Aspekt des RPF im Gange war – erzwungene Geständnisse. Das heisst, während man am studieren dessen war, was Scientology zu sein vorgibt, die kompromisslose Wahrheit, erhielt er oder sie gleichzeitig fortlaufend Botschaften (durch erzwungene Geständnisse), dass das Individuum schwach, schuldig und zur Errettung vollständig von der Lehre der Führer abhängig war (see Kent, 1994).

Die erforderlichen Studiengegenstände und Auditinghandlungen wurden höchst strukturiert, eine Checkliste von 1980 über “RPF Graduation Requirements” listet auf sieben Seiten Kurse, Lektüre, Erziehungsdemonstrationen, Aufsätze, Auditing und Geständnisse auf, welche die Insassen erfolgreich zu vervollständigen hatten um den “Abschluss” des Programms zu machen (Boards of Directors of the Churches of Scientology, 1980: 1-7). Die Checkliste für nur gerade einen Kurs verlangte beispielsweise, dass der RPF Insasse zweiundneunzig Bulletins, von Hubbard, Anordnungen und unterschiedliche Schriften liest; zehn Demonstrationen von Konzepten vorführt; sechs Bandaufnahmen anhört; sechsundzwanzig Drills durchführt; zwei Aufsätze schreibt; an zehn Stunden Auditing teilnimmt plus drei zusätzliche Auditingaufgaben beendet (Board of Directors of the Churches of Scientology, 1974).

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5. Erzwungene Geständnisse

Ein persönlicher Aspekt der ideologischen Blossstellung der betroffenen RPF Insassen sind deshalb die wiederholten Geständnisse angeblicher Sünden, Verbrechen und böser Absichten (see Kent Interview with Dale, 1977: 9). Gemäss Monica Pignotte finden diese erzwungenen Geständnisse in zwei Formen statt. Erstens, während am E-Meter:

“sie hatten vorbereitete Listen, die sie Sicherheitsüberprüfungen [security checks] nannten, mit denen sie alle Arten von Fragen über jede mögliche Sache stellten, die eine Person falsch gemacht haben könnte – jede mögliche Sache, die sie in ihrem Leben denken könnten oder … gegen die Organisation. ‘Haben sie je irgend etwas gestohlen? Haben sie je lieblose Gedanken über L. Ron Hubbard gehabt? Über Mary Sue Hubbard? Über Scientology? … Haben sie je einen Mord begangen?” Gerade ein ganze Liste, mit der alles mit dem E- Meter interpretiert werden konnte. Und der Auditor würde sagen, ‘Was denken sie gerade jetzt?’ und sie hätten ihm die Frage zu beantworten bis … das E-Meter nichts mehr ablesen lässt …

Die andere, die sie viel gebrauchten, bestand aus wiederholten Befehlen: ‘Was haben sie getan? Was haben sie verheimlicht? Was haben sie getan? Was haben sie …’ wird noch und noch und noch wiederholt”.

(Kent Interview mit Pignotti, 1997: 15; siehe Supreme Court of the State of California, 1984: 1487-1490, siehe 2545-2546)

Die Leute gestanden alle möglichen Verbrechen, einschliesslich die angeblich in einem früheren Leben begangenen (Nefertiti, 1997: 12). Im Wesentlichen bekam das angeblich “religiöse” Werkzeug von Scientology – das E-Meter – die gleiche Funktion wie ein säkularer Lügendetektor (siehe Kent Interview mit Erlich, 1997: 11).

Eine wichtige praktische Unterscheidung zwischen Auditing und “sec- checking” ist, dass Scientology die durch sec-checks erhaltenen Informationen nicht für vertrauliches Material halten (wie sie es von Auditingmaterial behauptet). Folglich konnten RPF Insassen bald einmal erkennen, dass diese Informationen in Zukunft gegen sie verwendet werden konnte. Mindestens zwei Leute jedoch, die durch das RPF gingen, bestätigten, dass Leute die im RPF waren oder damit Verbindung hatten in Wirklchkeit Auditing (oder ‘PC’ oder Pre- Clear’) Akten nach Vergehen durchsuchten, auf welche die Leute anzusprechen waren (Kent Interview mit Pat, 1997: 29; Supreme Court of the State of California, 1984: 2714).

“Sec-checking” konnte, was oft auch geschah, sehr intensiv und aufreibend werden. Bevor hochrangige Führer von Scientology Stacy Young ins RPF schickten, wurde sie dem unterworfen, was ein “gang- bang sec check” genannt wird, wobei zwei oder mehr beteiligte Leute an jemand wütende und schnell folgende Fragen stellen als Versuch, die Person emotional zusammen zu brechen:

“Zwei sehr grosse, starke Männer …, schlossen mich ein in einem Raum und verhörten mich während Stunden. Während dem Verhör schrieen sie und beschimpften mich. Sie beschuldigten mich jeder Art von Verbrechen gegen Scientology. Sie verlangten von mir zu gestehen, ein feindlicher Agent zu sein.”

(S. Young, 1994: 28)

Anscheinend wurd auch Julie Mayo gang-bang sec checks unterzogen, aber erst als sie bereits im RPF war. RPF Mitarbeiter drangen spät in der Nacht bei Julie und fünfzehn weiteren Leuten ein und setzten sie:

“den Dreien die mich konfrontierten gegenüber. Man sagte mir, ausser wenn ich gestehe, für den IRS, das FBI oder andere Regierungsstellen gearbeiten zu haben, ich:

a. ins Gefängnis geschickt,

b. meine Ewigkeit verlieren,

c. für immer von der [Scientology] Tech ausgesperrt würde.

Als ich sagte, dass ich nie für eine Regierungsstelle arbeitete, wurde mir gesagt, dass sie milder mit mir umgehen würden, wenn ich gestehen würde, [einer Person] eine Adressliste überreicht zu haben. Als ich sagte, dass ich auch dies nicht getan hatte, wurde mir befohlen, darüber nachzudenken und mein Geständnis zu schreiben.”

(J. Mayo, 1996: 7).

Anscheinend wurde ihr Ehegatte David ähnlich in die Zange genommen, da er darauf hinwies, “ich wurde in der Nacht oft geweckt und verhört …” (D. Mayo, 1994: 3).

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6. Erfolgsgeschichten

Für Insassen, die versuchen das Programm zu beenden, gehört es zu den abschliessenden obligatorischen Handlungen, dass sie Erfolgsgeschichten darüber schreiben müssen, wie das RPF ihr Leben veränderte. Jahre vor dem RPF Programm hatte Hubbard stattdessen eine organisatorische Bedingung, die von Scientologen forderte, glühende Berichte über die Gewinne durch Scientology zu liefern, so war die Forderung, dass Insassen ebensolche über das RPF herstellen mussten lediglich das Befolgen einer Richtlinie. In Hinsicht auf Public Relations schrieb Hubbard 1968:

“aus Gründen der Verbreitung von Scientology und um sie in die Hände von Millionen zu bringen, bringt die Standard Tech Resultate hervor, die mündlich weiterverbreitet durch PCs [Pre Clears – Leute unter einem gewissen Kursniveau] und Studenten eines der besten Programme ist. Leute, die keine Resultate oder Gewinne gehabt haben sind nicht erfolgversprechend als Hilfe bei der Verbreitung, sie sind tatsächlich eine Belastung.”

(Hubbard, 1968: 140 [Hervorhebung im Original])

Hubbard erkannte auch, dass “Gewinngeschichten” unschätzbare Informationen darüber lieferten, was die Leute bezüglich ihrer Scientology Erfahrungen empfanden, darum schrieb er, “Erfolg ist der entscheidende Punkt der Kontrolle einer Org. Alle Studenten und PCs müssen Erfolg erreichen bevor sie eine Org verlassen, auch nur für ‘unbezahlte Ferien’ (Hubbard, 1968: 140 [Hervorhebung im Original]). Erfolgsgeschichten über “Gewinne” im RPF sind deshalb einfach Befolgung der Richtlinien und sie können in Zukunft auch Schutz bieten, falls ehemalige RPFer über ihre Inhaftierung im Programm kritisch werden.

Weit weniger umfassend in Inhalt und Ausführung als die abschliessenden Geständnisse, die chinesische und westliche Opfer von Programmen zur Bewusstseinsänderung für ihre “Umerzieher” in den späten 40er und früher 50er Jahren zu schreiben hatten (siehe Lifton, 1961: 266-273, 473-484), die RPF Erfolgsgeschichten scheinen trotzdem einem Entwurf oder einer Formel zu folgen. In ihnen hatten “den Abschluss machende” RPFer ihre angeblichen vorherigen Mängel zuzugeben, die ihre Einweisung ins RPF rechtfertigten, die Güte der Lehre und Ausbildung von Scientology zu rühmen, die sie im RPF erhielten, nachweisend wie diese Lehre und Ausbildung zusammen mit anderen Aspekten des RPF ihr Leben positiv veränderte und Hubbard und der Organisation für ihre RPF Erfahrungen zu danken.

Eine veröffentlichte Erfolgygeschichte vom März 1977 veranschaulicht diese Formel. Eine nur als “B.G.” bezeichnete Person erklärt:

“das RPF ist der aussergewöhnlichste Prozess, den LRH [L. Ron Hubbard] je entwickelt hat. Es ist die reine, unverbaute Scientology. Und es ist echt. Als ich vor mehreren Monaten hier durch das Tor schritt war die einzige Sache, über die ich Gewissheit hatte, dass es keine Hoffnung mehr gab. Ich hatte LRH, alle Mitglieder der SO [Sea Organisation] und alle Scientologen überall ganz und gar verraten. Und indem ich so handelte, warf ich meine Zukunft in den Abfall.

… Ich fand heraus, dass ich als ein RPFer nur zwei mögliche Handlungsweisen hatte -zu gewinnen oder umzukommen in dem Versuch, und ich hatte 50 oder so wilde Kerle, engagiert, sich jedem gegenüberstellend um sicherzustellen, dass ich nicht umkam. Während ich hier war bekam ich das beste Auditing und Training, das ich je hatte …

Ich bin nun daran, den Abschluss zu machen. Der grösste Einzelgewinn den ich in meinem Leben je hatte bekam ich gerade hier. Ich weiss, dass Scientology funktioniert. Ich habe die völlige Gewissheit meiner Fähigkeit, LRHs Tech zu brauchen um mich und andere zu handhaben. Und ich weiss, dass es das RPF ist, das dies alles zustande brachte. Es ist das RPF, wo dies gelingt und das heisst etwas. Dank LRH habe ich eine Zukunft – und zwar auch eine verdammt gute.”

(Sea Organization, 1977: [5])

Die Formel befolgend – (die Krise vor dem RPF zugebend, das Training und die Technik des RPF rühmend, Hubbard glorifizierend und einen erfolgreichen Abschluss des Programms behauptend), diese Person wurde wahrscheinlich innert Tagen aus dem RPF entlassen.

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Der Eindruck auf einige Scientologen, die das RPF in Betrieb sahen

Es existieren zwei äusserst aufschlussreiche Berichte von Leuten, die Scientologen waren und kurze, jedoch beunruhigende Begegnungen mit RPF Insassen hatten. Ihre Berichte vermitteln einige Hinweise auf die anwachsende Wirkung, die Gehirnwäsche und Freiheitsentzug auf die Leute hat, die ihnen ausgesetzt sind. Ein Bericht stammt von ehemaligen Mitglied Joe Cisar, der:

“einmal ins RPF des RPFs in den unterirdischen Gängen des Cedars Komplexes in L.A. stolperte. Dort waren etwa ein Dutzend Leute, die offensichtlich in diesen winzigen Räumen schliefen. (Es lagen einige Wolldecken auf dem Boden.) Es waren Männer und Frauen dort unten. Ein Mann schnitt mit einem Messer die Hosenbeine einer Frau ab, während sie die Hosen trug und er schnitt sie in ihren Fuss. Blut rann über ihren Knöchel und Fuss auf den Boden. Sie schaute zu mir auf und spendete mir … was ich für ein geisteskrankes Lächeln halten sollte und sagte ‘ich verursachte meinen Fuss seinem Messer im Weg zu sein’. Zwei oder drei der am Boden hockenden oder liegenden Leute schauten mich erwartungsvoll an, als ob es etwas wie ein wunderbarer Witz gewesen wäre. Ich zog mich auf dem selben Weg zurück, auf dem ich hineinkam. Einer von Scientologys grossen Werbetricks ist es, den Leuten zu erzählen, dass sie ‘die Ursache’ zu sein brauchen. Diese Leute waren nicht ‘die Ursache’ über irgendetwas. Sie degenerierten zurück ins Mittelalter.

Das war es, was ich über das RPF wusste als die Scientology Ethicsoffizierin mir befahl, mich dort unten für unbestimmten Dienst zu melden. Ich erklärte ihr, dass sie mich dort hinunter schaffen könnte, aber ich hätte als erstes einige von ihnen ins Spital gebracht und erinnerte sie daran, dass ich Vietnam Veteran war. Ich war eines der wenigen Sea Org Mitglieder die es schafften, sich an [seinen oder ihren] Wagen zu hängen und ich ging in dieser Nacht weg.”

(Cisar, 1997: 3)

Man fragt sich, was mit Cisar geschehen wäre, hätte er nicht die Situation dieser Insassen gesehen, bevor man ihn selbst ins RPF einweisen wollte.

Der andere dramatische Einblick ins Leben im RPF kam von Ann Bailey, die im Sommer 1978 am Umzug von Scientology ins neuerworbene ehemalige Krankenhaus (Cedars of Lebanon Komplex genannt) beteiligt war. Nach einer Massnahme, den Grad ihrer körperlichen Ausdauer abzuklären, fand sie sich der Bewachung der geheimen theologischen Dokumenten der höheren Grade (Operating Thetan oder OT) zugeteilt, die in einem fensterlosen Raum waren. Sie waren im alten Leichenschauraum des ehemaligen Krankenhauses und sie sass dort während Stunden inmitten des verbliebenen “Gestanks des Todes, der Chemikalien und sezierten Körperteilen” (Bailey, n. d.: 60). Dann:

“Plötzlich während der dritten Stunde wurde ich mir der Schatten im Korridor hinter mir gewahr. Es waren Leute. Langsam realisierte ich, dass eine ganze Gruppe von Leuten dort unter arbeitete und schlief. Ich war so müde, dass ich längere Zeit brauchte um zu verstehen, wer sie waren. Dann ging es mir auf. Sie waren das Cedars RPF. Sie wohnten und arbeiteten unten in diesem stinkenden Loch. Das war ihre Org. Dann fand ich wirklich heraus, was mit ihnen geschehen war. Schmutzige, müde Gestalten erschienen vor mir und begannen zu betteln, die OT Ordner zu sehen. Ich dachte immer, dass ich schlecht aussehe, aber verglichen mit ihnen war ich wunderschön. Sie drängten sich um mich, stossend und schiebend, dann änderte sich die Stimmung plötzlich. Sie begannen sich gegenseitig zu schlagen um in den Raum hinter mir zu gelangen. Ich erkannte, was geschehen war. Sie waren völlig zerbrochen. Sie waren Tiere, keine menschlichen Wesen. Ich sah vier meiner Freunde kämpfen, einer ein Class Nine OT, um an mir vorbei zu kommen. Sie schlugen einander ins Gesicht, zerrten sich an den Haaren, traten sich. Und weit unten in diesem Keller konnte sie niemand hören, niemand kümmerte sich um sie.

Irgend jemand schlug mich plötzlich hart. Ich realisierte, dass sich ihr Zorn gegen mich wendete. Sie würden mich zusammenschlagen um an die Ordner zu kommen. Ich vermute, in Perioden von schwerem Stress werden wir alle ein wenig geisteskrank – der Anpassungsfähigste wird überleben. Irgendwie kam in meinem müden Hirn Kraft auf. Ich stand mit all meinen TRs [die Kommunikationsdrills von Scientology] auf, angebrachter als sie es je waren, und all mein Training zur Kontrolle von Gruppen kam zurück. ‘Freunde’, sagte ich. ‘Glaubt mir, ich bin euer Freund. Durch irgend ein seltsames Schicksal bin ich nicht mit euch im RPF. Aber glaubt mir, falls ihr hier nicht sofort rauskommt, weiss ich, dass ihr bestraft werdet. Geht jetzt bevor es zu spät ist.’ Und sie rannten weg in die Dunkelheit. Als ich mich setzte zitterte ich am ganzen Körper. Weil die eigentliche Absicht meiner Botschaft an sie war, aus dem Krankenhaus raus zu kommen. Verlasst Cedars. Aber ich glaube nicht, dass einer von ihnen die Botschaft verstand.”

(Bailey, ohne Datum: 61-62).

Sie war innert einer Woche weg von der Sea Org.

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Schlussfolgerung: Gehirnwäsche wird von Scientology praktiziert und ist ein Konzept der Soziologie

Zusammengefasst, die Wirkung dieser Handlungen und Zwänge auf die Leute die ihnen ausgesetzt werden kann tiefgreifend sein. In einem Umfeld wo die Scientology Organisation und ihre Führerschaft totalitäre Kontrolle über RPF Insassen gewinnt, können die Forscher erwarten, einen hohen Grad der Übereinstimmung unter kürzlichen Absolventen des RPF vorzufinden. Bestimmt hatte Monica Pignotti recht als sie zum Schluss kam, dass “die Lektion die wir im RPF zu lernen hatten war, Befehle ohne Fragen zu befolgen, ungeachtet wie wir darüber empfanden oder wer uns die Befehle erteilte” (Pignotti, 1989: 23). Pats Folgerung war sogar entschiedener als sie antwortete, dass der Zweck des RPF war “gerade zu reindoktrinieren – sie gerade zum Zusammenbruch zu bringen” (Kent Interview mit Pat, 1997b: 5). Ich gehe einen Schritt weiter und füge hinzu, dass die entscheidende Absicht des RPF war (und ist), Leute in die beengende Ideologie von Scientology zu pressen, in der die Mitglieder ihre Ziele und ihre Strategien mit denen der Organisation identifizieren. In Verbindung mit erzwungenem Freiheitsentzug und verschiedenen Formen körperlicher und sozialer Misshandlung, intensivem Ideologiestudium verbunden mit verbindlichen Geständnissen arbeitend, um die eigenen moralische Strukturen der Leute und die diese darstellenden Werte empfindlich zu schwächen. Falls erfolgreich führt deshalb das Gehirnwaschen von Scientology die Leute zur Annahme des Moralkodex und des ideellen Modells des Gründers L. Ron Hubbard. Wie Gerry Armstrong feststellte, wurden die Leute im RPF unausweichlich “so gefällig, dass sie ihren Peinigern für die Bestrafung dankten und sie schrieben … Erfolgsgeschichten (die in Zukunft gegen sie verwendet werden, falls sie je realisieren dass sie missbraucht wurden und dafür Entschädigung verlangen)” (Armstrong in Young, 1997: 5). Tatsächlich war das Schreiben einer solchen Geschichte eine Vorbedingung zum Beenden des RPF Programms.

Die Aussagen dieser Studie sind zwar gemässigt, aber bedeutsam für die Soziologie (speziell für die Religionssoziologie) und noch viel wichtiger für die gegenwärtigen politischen und rechtlichen Diskussionen. Sozialwissenschafter brauchen ihre Definition der Gehirnwäsche nicht zu ändern, sie sollten jedoch einfach erkennen, dass mindestens eine der gegenwärtigen ideologischen Organisationen Gehirnwäsche anwendet beim Versuch, ihre Mitglieder festzuhalten. Während diese Studie entscheidende Fragen über die langfristigen Auswirkungen auf Leute die dieses ausgesprochene Gehirnwaschprogramm durchliefen nicht beantworten kann (vergleiche Schein, 1961: 284), gibt es keine Zweifel, dass der Gründer von Scientology erhebliche Einfälle für Gehirnwaschtechniken beisteuerte und diejenigen unter seinen Anhängern diesen unterzog, von denen er glaubte, dass sie Aktionen gegen ihn oder die Organisation planten oder durchführten. Der Begriff “Gehirnwäsche” hat deshalb in bestimmten sozialwissenschaftlichen Abhandlungen durchaus seine Berechtigung.

Im Gegensatz zur Meinung einiger Sozialwissenschafter hat der Begriff auch seine Berechtigung in den Abhandlungen politischer und rechtlicher Debatten, in diesem Falle über die Menschenrechte im Zusammenhang mit dem nichtreligiösen Status von Scientology in Deutschland und der Gewährung des Status der Steuerfreiheit für die Organisation in Amerika. Deutsche Politiker, die Scientologys Anspruch auf religiöse Anerkennung abkehnen, sind bestens über die Existenz des RPF Programms orientiert (siehe Kent, 1997) und sind sich voll bewusst. dass das Programm immer noch angewendet wird (Hessische Allgemeine, 1997). Ohne Frage verletzen die Handlungen im RPF eine Reihe von Menschenrechtssatzungen, die möglicherweise solche Themen beinhalten wie Religions- und Gewissensfreiheit, Arbeitsgesetze, willkürliche Verhaftung, erzwungener Freiheitsentzug und Schutz der menschlichen Würde (Kent, 1997: 39). Das Thema der Menschrechte gewinnt sogar noch mehr Gewicht, falls die Berichte über Kinder und Jugendliche im RPF Programm wahr sind (Jebson, 1997; Kent Interview mit Dale, 1997: 4, 16; Kent Interview mit Pat, 1997a: 32; Kent Interview mit Pignotti, 1997: 30). Ironischerweise, während das Aussenministerium der Vereinigten Staaten seine Kritik gegenüber der Behandlung der Scientology Angelegenheiten durch Deutschland verstärkt, werden gleichzeitig mindestens drei dieser menschenverachtenden Programme auf amerikanischem Boden betrieben.

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